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Passauer Neue Presse (PNP)


25. August 1999 ("Leute"): Gates geht stiften. Bill Gates, Gründer der Computer-Firma Microsoft und reichster Mann der Welt, und seine Frau Melinda haben das Vermögen ihrer Stiftung um sechs auf 17,1 Milliarden Dollar (knapp 31 Milliarden Mark) erhöht. Die 'Bill and Melinda Gates Foundation' ist damit die reichste Stiftung der USA und nach der Londoner Wellcome Trust die zweitreichste der Welt.


30. August 1999 ("IFA-Nachrichten"): Sega startet Spiele-Angriff. Der japanische Computerspiel-Konzern Sega bläst zum Angriff auf Nintendo und Sony. Am 14. Oktober 1999 soll Segas neue Spielkonsole "Dreamcast" auf den europäischen Markt kommen. Die herkömmlichen Spielmöglichkeiten sollen im Dreamcast mit einer Internet- Anbindung kombiniert sein. Bis Jahresende will Sega 200.000 Konsolen verkaufen; im Jahr 2003 solle der Marktanteil auf ca. 30 Prozent steigen. Branchenführer auf dem besonders heftig umkämpften Marktsegment für Spielkonsolen ist derzeit Sony mit seiner Playstation: das japanische Unternehmen hält über 60 Prozent, dahinter folgt mit rund 30 Prozent Nintendo. Sega kam bisher nicht über den einstelligen Prozentbereich hinaus.


30. August 1999 ("Wirtschaft"): Zombie-Dienst. Microsoft will seinen Online-Dienst 'MSN' in Europa zu neuem Leben erwecken. Der Chef von Microsoft Europe, Bernard Vergnes, erklärte, mit dem Neustart sei in den nächsten 12 bis 18 Wochen zu rechnen.


06. September 1999 ("Wirtschaft"): Spionage-Fenster. Bericht über Spionage-Software in Windows: Microsoft unter Druck Der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft befürchtet nach Berichten über eine angeblich eingebaute Spionage-Software in den Betriebssystemen Windows 95, Windows 98 und Windows NT erhebliche Imageschäden. Verschlüsselungsexperten im Internet waren mit der Behauptung an die Öffentlichkeit getreten, die Microsoft Betriebssysteme ermöglichten dem US- Geheimdienst National Security Agency (NSA) Zugang zu privaten Computern. Microsoft bestritt die Vorwürfe entschieden, befürchtet aber dafür noch teuer bezahlen zu müssen. Die Behauptungen der Programmierer wurden auch von Experten bezweifelt. Die Entdeckung des Mathematikers und Programmierers Andrew Fernandes hatte in den letzten Tagen Computerbenutzer in aller Welt aufgeschreckt. Fernandes berichtete, er sei bei der Untersuchung der Sicherheitssoftware von Windows auf einen digitalen Schlüssel mit der Bezeichnung 'NSAkey' gestoßen. Daraus schloß er, daß dieser Schlüssel ein Trojanisches Pferd sei, daß dem Geheimdienst NSA den Zugang zu jedem Windows-Rechner ermögliche. Microsoft weist dies entschieden zurück.

[Inzwischen soll es im Internet unter www.cryptonym.com ein kostenloses Tool geben um den NSA-Key auszuschalten].


09. September 1999 ("Wirtschaft"): Peinliche Pannen - Wie sicher ist Windows? Microsoft-Programme sollen Daten-Dieben und Geheimdiensten Tür und Tor öffnen Von F. Diederichs.

Der Weltkonzern Microsoft stehe in der Kritik: Vernachlässigt er die Sicherheit sträflich? Experten vermuten: Der US-Geheimdienst hat Zugang zu allen Windows-Nutzern.

Software-Milliardär und Windows-Erfinder Bill Gates sei persönlich sehr auf Sicherheit bedacht: Sein Strand-Anwesen im US-Bundesstaat Washington werde rund um die Uhr von Patrouillen und Dutzenden Kameras bewacht. Wie aber ist es um die Sicherheit bestellt, die die Produkte des Microsoft-Chefs den Kunden - und somit Millionen Computernutzern rund um den Globus - bieten?

"Es war so einfach wie einen Rolls Royce zu stehlen, in dem bereits der Zündschlüssel steckt," urteilte jetzt ein US-Datenschützer zu dem jüngsten Vorfall.

Schwedische Hacker hatten entdeckt, daß es einen einfachen Trick gibt, um Zugang zu den rund 40 Millionen E-Mail-Konten des für Nutzer kostenlosen Dienstes "Hotmail" zu gewinnen.

Microsoft, Anbieter von "Hotmail", mußte deshalb kürzlich für Stunden das gesamte E-Mail-Netz des Dienstes lahmlegen, um die peinliche Sicherheitslücke zu schließen.

Doch der Schaden war da schon angerichtet: Ausgerechnet in der elektronischen Korrespondenz eines Callgirl-Betriebes für die besseren Kreise hatten sich die Datenschnüffler in der kritischen Zeit umgesehen und dann eine Kundenkartei auf einer anonymen Internet-Seite plaziert: mit den Telefonnummern der Betroffenen. Eine schwedische Zeitung veröffentlichte am Wochenende ungeniert Namen und persönliche Vorlieben der Herren, die sich per Mausklick körperliche Zuneigung ins Haus bestellt hatten.

Microsoft entschuldigte sich. Das aber hilft nicht weiter. Schon kündigten Hacker auf Web-Seiten an, sich als nächstes am elektronischen Postkasten von amerikanischen Politikern, Monica Lewinsky oder gar Bill Gates versuchen zu wollen.

Denn völlig unklar sei noch, ob es Microsoft gelungen ist, das offene Fenster für Daten-Schnüffler im "Hotmail"-System tatsächlich komplett zu schließen. "Absolute Sicherheit zu schaffen ist hier eine sehr hohe Hürde," beurteilt Computer-Wissenschaftler Adam Arrowwood vom Institut für Technologie von Georgia die Herausforderung an den Gates-Konzern.

Dieser sieht sich auch noch dem Verdacht ausgesetzt, er biete der amerikanischen Nationalen Sicherheits-Agentur (NSA), einem der wichtigsten Zuarbeiter des Geheimdienstes CIA, ohne Wissen der Microsoft-Kunden einen heimlichen Zugang zu allen Computern, auf denen das Betriebssystem Windows installiert ist - und das sind mehr als 90 Prozent aller Rechner auf dieser Welt.

Programmierer nämlich glauben, daß dies mit einem Code in der Windows- Software, der zur Daten-Entschlüsselung benutzt wird und der die Bezeichnung "NSA key" trägt, möglich ist.

Dieser Code wurde entdeckt, als Software-Experten außerhalb des Microsoft- Konzerns einen Windows-Systemfehler behoben.

Zum "NSA key" gibt es zwei Vermutungen. Die erste: Microsoft hat der NSA heimlich die Möglichkeit eingeräumt, über diesen Code jederzeit in Computer eindringen zu können, wenn diese denn an Datennetze angeschlossen werden. Die NSA könnte sich auf diesem Wege Daten von Terroristen-Rechnern beschaffen, aber auch den amerikanischen "Normalbürger" und weltweit jeden Windows-Nutzer ausspionieren.

Die zweite Vermutung ist mit einer gehörigen Portion Wohlwollen für die NSA versehen, die unter anderem mit Satelliten den gesamten Ferngespräch-Verkehr der USA überwacht: Die NSA könnte mit Hilfe des Codes dafür sorgen, daß die Daten auf den zahlreichen regierungseigenen Rechner besser geschützt werden.

"Wir teilen unsere Codes nicht anderen mit," stellt dazu Microsoft fest. Doch auch beim Hotmail-Rechner hatte bekanntlich kein Nutzer damit gerechnet, seine Daten plötzlich in einer Tageszeitung wiederzufinden ...


23. September 1999: Microsoft - jetzt hat der Richter das Wort. Nach den Schlußplädoyers im US-Kartellprozeß gegen Microsoft liegt das Schicksal nun in den Händen von Bundesrichter Thomas Penfield Jackson. Fast ein Jahr nach Beginn des Verfahrens gegen den Software-Giganten wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens gab es allerdings keine Anzeichen für einen außergerichtlichen Vergleich.


22. Oktober 1999: Der Blaue Riese schockt. IBM hat die Börsen mit der Ankündigung schockiert, der Gewinn werde im vierten Quartal wegen des Jahr-2000-Problems fallen. In Frankfurt sank die IBM-Aktie gestern zur Kasse um 8,1 Prozent auf 91,90 Euro. An der Wall Street war die IBM-Aktie vorgestern bereits nachbörslich von 112,75 Dollar auf 99 Dollar einbebrochen.


PC INTERN - 10/1999 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Cyrix verkauft. Der Verkauf von Cyrix von National Semiconductor (NSC) an den Chipsatz- Hersteller VIA ist perfekt. Für 167 Millionen US-Dollar geht die Chip-Schmiede an den neuen Eigentümer.


Computer für Mädchen. Die Firma Mattel bringt jetzt einen Computer im Barbie-Look auf den Markt. Für rund 1.100 Mark ist er zu haben. Sein Gehäuse ist silbern, verziert mit rosa und lila Blümchen. Das Schmuckstück ist jedoch nicht für die Puppenstube gedacht, denn es handelt sich um einen vollwertigen Computer. Damit auch Ken nicht zu kurzkommt, wird es einen PC geben, der im blaugoldenen "Hot-Wheels-Design" zu bekommen ist. Mattel zielt mit diesen PC auf seine Kernzielgruppe, Kinder im "Spielalter". Deshalb ist auch spezielles Zubehör für diese Zielgruppe wie eine digitale Kamera, Modem und Lern- und Unterhaltungs-Software im Lieferumfang zu finden. Der PC selbst ist nicht sehr üppig ausgestattet und bietet neben einem Intel Celeron mit 333 MHz, 32 MB Speicher, eine 3-GB-Festplatte und ein 32-fach-CD- ROM-Laufwerk. Das Faxmodem arbeitet immerhin mit 56 K. Als Betriebssystem ist natürlich Windows 98 installiert, die optimale Plattform für Kinder-Computer.


Sun kauft StarDivision. Die Gerüchte haben sich bestätigt: Sun Microsystems hat StarDivision zu 100 Prozent für einen nicht bekannten Preis übernommen. Das StarOffice-Paket soll nun auch für Geschäftskunden kostenlos erhaltbar sein und die Registrierpflicht erlischt. Der Quellcode soll unter 'Sun Community-Source Licence' gestellt werden, sei also frei verfügbar und veränderbar, darf aber nicht kommerziell vermarktet werden. Aus StarOffice werde StarPortal entstehen und Ende des Jahres auf den Markt kommen. Sun und StarDivison arbeiten schon seit Jahren eng zusammen; bereits 1990 sei eine Übernahme geplant gewesen.


CHIP - 10/1999 - Vogel Verlag, Würzburg - DM/sFr 8,00/ öS 68,-

Entwarnung für Microsoft: Linux noch weit entfernt vom Consumer-Produkt

Trotz des Medienrummels um Linux und der starken Nachfrage nach Software sei der vorinstallierte Linux-PC noch keine Alternative für Endanwender.

Der Aufstieg von Linux scheine unaufhaltsam: Bereits zur CeBIT im März 1999 gaben fast 56 Prozent der befragten Besucher an, Linux zu Hause zu nutzen. Eine aktuelle Studie von IDC sieht in Linux einen "potentiellen Wettbewerber zu Windows und Unix". Kein Wunder, wenn Hersteller schon heute das große Geschäft mit Linux-PCs für den Massenmarkt wittern.

Nach Presseinformationen von der Linux World in San Jose sollen preisgünstige PCs künftig mit Linux vorinstalliert ausgeliefert werden. Das Argument: Die Hersteller sparen die Lizenzgebühren für Microsoft und können daher mit günstigeren Herstellungskosten kalkulieren. Doch da haben sie die Rechnung ohne den Endanwender gemacht, der sich sein Linux lieber selbst installiert.

Das zumindest soll einer behaupten, der vom Linux-PC-Boom betroffen sein dürfte: Andreas Mahl arbeitet als Produktmanager bei Dell und ist zuständig für die günstige Dimension-Reihe. Er meint: "Das ist noch Zukunftsmusik. Die Computer werden durch den Aufwand der Vorinstallation mit Treibern nur rund 200 Mark günstiger als Windows-PCs." Und: "Es besteht kaum Nachfrage seitens unserer Kunden", argumentiert der Produktmanager. "Warum denn sollten wir Linux-Rechner verkaufen, wenn sie niemand will?"

Mahl sei nicht der einzige Skeptiker. Auch bei Comtech werde von einer Linux- Installation auf den neuen Athlon-Rechnern trotz Ankündigung im Moment noch Abstand genommen.

Allgemein habe ich bei der CHIP das bedrückende Gefühl, daß sie sich inhaltlich mehr und mehr der ComputerBILD annähert. Das kommt aber nicht nur davon, daß der neuen Chefredakteur von der AutoBILD kommt, ComputerBILD- und CHIP-Redaktionen gemeinsam das Münchner Oktoberfest besuchen und das Computermagazin "NEUES..." (3sat) jetzt nicht mehr nur mit ComputerBILD, sondern vor allem auch mit CHIP zusammenarbeitet.


PC INTERN - 11/1999 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Microsofts NSA-Schlüssel umgeht Exportkontrolle

Microsoft Windows unterstützt nachladbare Verschlüsselung. So weit, so gut. Was bisher nicht bekannt ist: Es gibt tatsächlich zwei Autorisationsschlüssel - und einer dieser Schlüssel trägt den Namen des US-Geheimdienstes NSA. Da der Austausch dieses Zweitschlüssels kein großes Problem darstellt, setzt er die amerikanischen Exportrestriktionen bezüglich starker Verschlüsselung faktisch außer Kraft.

Anfang September platzte bei Microsoft eine Bombe. Diesmal wurde sie weder von Richter Thomas Penfield Jackson noch Linux oder Linus Torvalds gezündet, sondern von Microsoft selbst in Zusammenarbeit mit dem Kanadier Andrew Fernandes. Die Vorgeschichte: Es gibt einen Zweitschlüssel, der das Nachladen von Verschlüsselungsfunktionen autorisiert. Intern trägt der Schlüssel den durchaus pikanten Namen "NSAKey". Die Verbindung zum amerikanischen Geheimdienst National Security Agency (www.nsa.gov) ist zwar nicht zu beweisen; es läßt sich aber auch nur schwer ausschließen, daß die Behörde über diesen Schlüssel keine Kontrolle ausübt. Es könnte also passieren, daß jemand ohne das Einverständnis der Anwender den Krypto-Schlüssel unbemerkt tauschte. Allerdings würde dies das Starten von manipulierter Software erfordern. Eine automatische Hintertür ist somit nicht gegeben, zumindest nicht ohne aktive Beihilfe der Anwender. Anti-Viren-Software sollte man also auf dem Laufenden halten und verfügbare Patches für den Browser und das Betriebssystem installieren, um Zugriff von außen möglichst zu verhindern.

Die Crypto-API von Windows soll gewährleisten, daß die US-Exportrestriktionen eingehalten werden. Die USA möchten verhindern, daß die sogenannte starke Verschlüsselung auch außerhalb der USA zum Einsatz kommt. Um nur "zulässige" Verschlüsselungs-Algorithmen zu verwenden, werden von Microsoft nur offiziell zertifizierte Krypto-Module signiert. Die Autorisation erhalten nur Module von US-Firmen, so daß europäische Firmen automatisch außen vor bleiben. Mit dem "freien" Welthandel, den die USA sonst propagiert, ist es somit in diesem Sektor der IT-Branche nicht allzu weit her. Und solange Europa keine gemeinsame - ablehnende - Haltung entwickelt und notfalls Gegenmaßnahmen ergreift und in Verhandlungen tritt, wird sich daran auch nicht viel ändern.

Während die Software-Industrie und normale Anwender von diesen Möglichkeiten bislang kaum etwas ahnten, war einigen Krypto-Experten das Problem schon länger bekannt. Möglich wurde das Ganze, da Microsoft regelmäßig Service-Packs ausliefert. Wird ein Service-Pack versehentlich mit Debug-Information ausgeliefert, ist der Code für routinierte Microsoft-Entwickler eine leichte Beute. Windows-Beta-Releases und Windows-Final-Release-Candidates entstehen natürlich unter Zeitdruck, da Microsoft bei der Publikation seiner Windows- und Office- Releases auf die Mitbewerber, zum Beispiel Sun mit StarOffice, SuSE- beziehungsweise Red-Hat-Linux oder Metrowerks CodeWarrior von Motorola reagieren muß. Dabei kann es schon einmal vorkommen, daß in der Eile Debug- Informationen versehentlich mit ausgeliefert werden und ungewollte Zusatzinformationen ans Tageslicht kommen.

Während der Hauptschlüssel von Windows anscheinend relativ gut abgesichert ist, ist der Zweitschlüssel fast problemlos austauschbar und läßt Windows zum potentiellen Sicherheitsrisiko werden. Der Zweitschlüssel ermöglicht es offensichtlich ohne besonderen Aufwand und ohne Microsofts Segen, Krypto-Module ins Windows-System zu integrieren, die Microsoft zwar selbst in den USA einsetzt, für den Export aber nicht verwenden darf, ohne daß man gegen geltende Gesetze verstoßen würde.

Zur Zeit steht Aussage gegen Aussage. Microsoft dementiert diese Vorfälle gänzlich und behauptet, die NSA verfüge nicht über einen inoffiziellen Zweitschlüssel. Wie dem auch sei: Die britische Firma NCipher setzt laut Experten mittels dieses Tricks schon seit geraumer Zeit die extrem langen Krypto-Codes ein, die eigentlich in Europa gar nicht zum Einsatz kommen dürften. Microsoft sieht die Situation folgendermaßen: Es handele sich lediglich um einen Backup-Key. Dessen Zweck sei es, den Originalschlüssel zu sichern, damit dieser nicht zum Beispiel einer Naturkatastrophe zum Opfer falle. Das Gebäude, in dem er aufbewahrt werde, könne ja zerstört werden und der Schlüssel müsse daher möglichst effektiv gesichert werden. Man betont, der geheime Teil des Zweitschlüssels, der für die Signatur benötigt werde, sei weder der NSA noch irgendeiner dritten Organisation zugänglich und NSAKey weise nur zufällig namentliche Ähnlichkeiten mit der NSA auf; diese komme nur dadurch zustande, daß die NSA als Aufsichtsbehörde ganz automatisch für die Einhaltung von Exportbestimmungen zuständig sei.

Auch wenn Microsoft dementiert, daß eine US-Behörde im Besitz des geheimen Teils des Zweitschlüssels sei, ruft die Sachlage nach Klärung: Kongreß und Senat beraten mittlerweile über eine Gesetzesinitiative, die es Strafverfolgern erlauben soll, Zugang zu kodierten Daten zu bekommen.

Ermittlungen gegen Microsoft Frankreich: Auch in Frankreich könnte Microsoft eventuell ein Monopolprozeß ins Haus stehen. Es geht um mit neuen Computern verkaufte Software-Bundles.

Das französische Wirtschafts- und Finanzministerium ermittelt gegen Microsoft. Es dreht sich dabei um eventuelle unlautere Verkaufspraktiken, die die Kartellbehörde bezüglich des Verkaufs von Software-Bundles auf neuen Rechnern vermutet. Da neue Rechner mit dem Office-Paket und Windows 98 als vorinstalliertem OS verkauft werden, macht die Software-Ausstattung 20 Prozent des Kaufpreises des Rechners aus. Will ein Kunde aber weder Windows 98 noch die Office-Software von Microsoft haben, dann wird er beim Kauf des Rechners quasi gezwungen, die im Bundle enthaltene Software zu kaufen. Bisher gelang es nicht, diese 20 Prozent für die Software einzusparen, wenn man die Microsoft-Software nicht kaufen und nutzen wollte. Das Ganze läuft wieder auf einen Monopolstreit hinaus, denn dem Unternehmen wird vorgeworfen, auf diese Weise seine Quasi-Monopolstellung auszunutzen, um seine Produkte zu verbreiten.


Linux findet immer mehr Unterstützung

IBM wird seine Java-Entwicklungsumgebung VisualAge für Java jetzt auch für das Betriebssystem Linux auf den Markt bringen. Inprise und Corel arbeiten ebenfalls am Produkten für Linux.

Auch bei IBM setzt man auf das Wachstum des kostenlosen Betriebssystems Linux. Eine "Technical Preview" von VisualAge für Java kann man jetzt bei IBM downloaden. VisualAge erlaubt die Programmierung von Java-Programmen, Applets und JavaBeans.

Inprise und Corel planen eine Zusammenarbeit, um die Verbreitung von Linux weiter zu unterstützen. Eine gemeinsame Entwicklungs-Abteilung soll an dem Corel-Office-Paket WordPerfect und an der Entwicklungsumgebung arbeiten, die Inprise für Linux plant, um beide Produkte zur Marktreife zu bringen.

Beide Firmen engagieren sich schon auf dem Linux-Markt und liefern Produkte wie Corels WordPerfect für Linux oder die Inprise-Datenbank Interbase für dieses Betriebssystem.

Corel plant, demnächst eine eigene Linux-Distribution herauszugeben, und Inprise beabsichtigt, im nächsten Jahr ein kombiniertes Entwicklungspaket vorzustellen, das den C++-Builder und Delphi für Linux enthält.


Passauer Neue Presse (PNP)


08. November 1999: US-Kartelgericht: Microsoft hat den Verbrauchern geschadet - Richter folgt den Monopol-Vorwürfen der amerikanischen Regierung.

Washington (dpa). Im Kartellverfahren gegen Microsoft hat der Richter festgestellt, das Unternehmen von Bill Gates habe seine Monopolmacht mißbraucht. Das weltgrößte Software-Unternehmen habe Innovationen verhindert, Wettbewerb unterdrückt, Konkurrenten behindert und damit den Verbrauchern geschadet. Der Richter folgte in seinen am Freitagabend (Ortszeit) veröffentlichten Tatsachenfeststellungen weitgehend den Vorwürfen der US-Regierung und von 19 Bundesstaaten. Gates selbst widersprach umgehend. Sein Unternehmen kämpfe fair, energisch und gesetzestreu um Marktanteile. Experten erwarten, daß Microsoft über kurz oder lang einem Vergleich zustimmt.


08. November 1999: Kein Zweifel: Microsoft hat Monopol mißbraucht. Von Friedemann Diederichs.

Washington. Schwere Niederlage für Bill Gates: Im Kartellverfahren gegen Microsoft stellte der Richter am Freitag fest, der weltgrößte Softwarehersteller habe seine Monopolmacht mißbraucht.

Es ist kurz nach 20 Uhr, als sich der reichste Mann der Welt vor einer Fernsehkamera arm an Worten zeigt. Den Kern seiner Aussage hat man schon dutzendmal gehört: "Wir haben die Verantwortung, weiter an technischen Innovationen zum Wohle der Verbraucher zu arbeiten." Bill Gates wirkt am Tag des bisher größten Tiefschlags für sein Unternehmen müde und wenig kämpferisch. Fast resignierend dann der Satz, mit dem er einen Brückenschlag zu seinen Widersachern versucht: "Wir sind entschlossen, Probleme in einer fairen und verantwortlichen Weise so schnell wie möglich zu lösen." Sprich: Der Software-Gigant Microsoft, seit 18 Monaten mit dem Rücken zur Wand, denkt nun doch an einen Vergleich - statt eines abschließenden Gerichtsurteils, das wohl im Januar verkündet würde.

Denn dieses, das hat Bundesrichter Thomas Penfield Jackson in einer an Schärfe für ein Kartellverfahren beispiellosen Stellungnahme klar gemacht, wird nur einen Verlierer kennen.

"Microsoft hat eine Monopolstellung, hat diese mißbraucht und Mitbewerber wie Kunden geschädigt", so die Aussage, die wenig später von US-Justizministerin Janet Reno mit zitternder Stimme gefeiert wird: "Heute ist ein großer Tag für die Verbraucher."

Janet Reno hatte vor 18 Monaten die Klage gegen den Software-Marktführer eingereicht, und nun steht fest: Richter Jackson, der eigens für das Verfahren den Umgang mit einem Computer gelernt hat, wird in seinem Urteil so gut wie jeden Vorwurf, den die staatlichen Ermittler formuliert haben, bestätigen.

Lange hatte Microsoft sich juristisch auf der sicheren Seite gefühlt und in Gesprächen mit dem Justizministerium und den 19 klageführenden Bundesstaaten kaum Interesse an einer gütlichen Einigung erkennen lassen. Doch nun sieht sich die Führungscrew in Redmond (US-Bundesstaat Washington) mit Äußerungen eines Richters konfrontiert, denen man kaum etwas entgegenzusetzen vermag - und die im schlimmsten Fall sogar eine Zerschlagung des Firmenimperiums oder eine Freigabe des strenggeheimen Windows-Produktcodes zur Folge haben können.

Zwei Stunden nach seinen ersten TV-Äußerungen hat sich ein immer noch blasser Bill Gates gefangen, obwohl der Aktienkurs von Microsoft im nachbörslichen Handel an der New Yorker Wall Street bereits um gut fünf Prozent gefallen ist. In einer eilends anberaumten Pressekonferenz beharrt er darauf, er und seine Mitarbeiter hätten stets innerhalb der geltenden Gesetze gehandelt, und bei allem stets das Wohl der Verbraucher im Auge gehabt.

Für einen Moment wirkt Gates tatsächlich überzeugend - wären da nicht die Erinnerungen an seine Video-Vernehmung und jene elektronischen Firmen- Hausmitteilungen, die unwiderlegbar den Großteil der Vorwürfe dokumentieren. Gates lief in eine peinliche Falle: Er habe keine Ahnung gehabt, an welchen Entwicklungen der Internet-Konkurrent Netscape 1995 gearbeitet habe, versicherte er den Staatsanwälten - um sich ein Memo an seine engsten Mitarbeiter vorhalten zu lassen, in dem steht: "Der größte Widersacher beim Internet ist Netscape." Weitere E-Mails belegten Pläne, mit denen Microsoft Netscape in die Knie zwingen wollte - zum Beispiel durch massiven Druck auf Computer-Hersteller, was nach Ansicht des Justizministeriums einer Erpressung gleichkam.

Am schädlichsten für die Computer-Nutzer, so Richter Jackson, sei das Bemühen gewesen, Innovationen von anderen Unternehmen um jeden Preis verhindern zu wollen.

Dazu habe auch gedient, den eigenen Internet-Browser "Explorer" von Computerherstellern bereits im Gerät vorinstallieren zu lassen - gegen den Willen vieler Hersteller wie auch eines Großteils der Endabnehmer.

Was für Befürworter der freien Marktwirtschaft als das "Recht des Stärkeren" erscheinen mag, verstößt gegen Kartellgesetze, die bereits 1984 dem Telefongiganten AT & T zum Verhängnis wurden, der durch staatlichen Druck in mehrere unabhängige Unternehmen aufgeteilt wurde.

Eine solche Maßnahme ist allerdings nach Ansicht von Technologieexperten wie Juristen die wohl unwahrscheinlichste Konsequenz aus dem laufenden Verfahren, für das es auch noch eine Berufungsinstanz gibt. Daniel Wall, Kartelljurist aus San Francisco, hält es hingegen für sehr wahrscheinlich, daß Computerproduzenten künftig mehr Freiheiten eingeräumt werden, welcher Internet-Browser installiert wird. Ebenso in Frage käme eine Entscheidung, die Microsoft verbietet, künftig bestimmte neue Anwendungen in Windows-Versionen zu integrieren.

Und zu alledem wird sich wohl die deftigste Geldstrafe der US-Firmengeschichte gesellen - ein Betrag, den Microsoft aber wohl längst durch die jahrelange Monopolstellung kompensiert hat.


Meinung zum Kartell-Verfahren gegen Microsoft: Im Namen des Verbrauchers. Von Friedemann Diederichs.

Die einen nennen es erfolgreiche Firmenstrategie, die anderen Verbraucherschutz. Der Software-Gigant Microsoft gegen die amerikanische Justiz: Da sind zwei Welten aufeinandergeprallt, die unvereinbar scheinen. Vertreter des Denkansatzes, die Kräfte des freien Marktes müßten sich auch in Zukunft ungehindert entfalten können, haben die Entwicklung im Microsoft- Verfahren in den USA stets zwiespältig betrachtet. Einerseits sollen hier - so wünscht es jedenfalls das Justizministerium - durch staatlichen Eingriff einem Unternehmen Restriktionen auferlegt werden, andererseits will man anderen Unternehmen, die bisher nicht zum Zuge kamen, dann Freiheiten quasi als Blankoscheck gewähren.

Doch so sehr man gegen Regulierungswut der Regierenden wettern kann: Im Fall Microsoft machen jene politisch gewollten Steuerungsversuche Sinn, die Bill Gates so gerne als Steine auf dem Weg zu neuen Innovationen bezeichnet. Denn ausreichend Fakten belegen mittlerweile, was viele Kunden schon ahnten: Daß der Software-Riese seine Macht ausgenutzt hat, um andere Hersteller zu behindern, zu erpressen und aufstrebenden Computer-Tüftlern und somit potentiellen Konkurrenten zu drohen, sie mit der unglaublichen Finanzkraft des Konzerns wie eine Fliege zu zerquetschen. Das kann kaum im Sinne der Verbraucher gewesen sein, denn die haben dafür jahrelang überhöhte Preise zahlen müssen, die bei einer realen Wettbewerbs- Situation vermeidbar gewesen wären. Daß Bill Gates heute als reichster Mann der Welt gilt, verdankt er auch seinen unlauteren Methoden: Der Monopolist hat seine Grenzen überschritten - und sich damit aber auch erstmals angreifbar gemacht.

Welche realen Sanktionen dies zur Folge haben könnte, wird erst in einigen Wochen - oder bei einem Einspruch von Microsoft gegen den Richterspruch erst in Jahren feststehen. Auf keinen Fall darf Bill Gates mehr auf einen Freispruch für sein Lebenswerk hoffen, die Fakten stehen ziemlich beweiskräftig im Raum. Also wird im Namen der Verbraucher Recht gesprochen werden. Aber wie? Eine Zerschlagung des Unternehmens in mehrere Firmen, von einander zwangsgetrennt? Das wäre starker Tobak, der nicht mehr so recht in das Technologie-Zeitalter an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend passen mag. Viel wäre schon gewonnen, wenn der Verbraucher künftig Windows-Versionen [!!!] von anderen Unternehmen erwerben dürfte - man mag ja Bill Gates dafür durchaus eine Lizenzgebühr zustehen.

Das bessere Produkt, sei es im Bereich der Betriebssysteme oder der Internet- Technologie, sollte sich am Markt ungehindert durchsetzen können. Ein Verdienst der amerikanischen Justiz wäre es, wenn darüber künftig weltweit tatsächlich der Kunde entscheiden könnte - und nicht der Konzernchef von Microsoft.


Führende Rolle bei Multimedia-Dienstleistungen: Deutsche Telekom und Microsoft planen Megapakt

Die Deutsche Telekom plant nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" mit Microsoft ein Milliardenprojekt im Multimedia-Bereich.

Wie "Focus" berichtet, will die Telekom mit Microsoft zum 'Global Player' für multimediale Dienstleistungen aufsteigen. Mehrere Milliarden Mark wollten Telekom und Microsoft, das wegen eines Monopolsprozesses am Wochenende arg unter Druck geraten ist, in das Gemeinschaftsunternehmen pumpen. Möglicherweise werde sich auch der US-Medienkonzern 'Time Warner' im "Megapakt" beteiligen.

Ein Telekom-Sprecher sagte zu dem Bericht gestern auf Anfrage lediglich: "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen". Ziel des Joint Venture sei es, Multimedia-Anwendungen rund um den Globus zu übertragen, hieß es im "Focus"-Bericht weiter. Dazu sollten die passende Software und attraktive Inhalte angeboten werden. Die Verhandlungen zwischen Telekom und Microsoft befänden sich in der Endphase.


18. November 1999: Der technische Fortschritt hat den moralischen überflügelt Freispruch im Internet-Prozeß - Richter: Den Angeklagten trifft keine Schuld, aber das Medium Internet ist "eine Gefahrenquelle"

Im Münchner Pilot-Prozeß um Pornographie im Internet ist der Angeklagte Felix Somm (36) von allen Vorwürfen freigesprochen worden. Mit dieser Entscheidung hat das Landgericht München I gestern ein Urteil des Amtsgerichts München aufgehoben, das den ehemaligen Chef des Online-Dienstes Compuserve Deutschland zu zwei Jahren Bewährungsstrafe und 100.000 Mark Geldbuße verurteilt hatte.

Im Gegensatz zur Erstinstanz befand das Landgericht, Somm sei der Mittäterschaft bei der Verbreitung von Kinder- und Tierpornographie nicht schuldig.

Das Amtsgericht hatte in seinem Urteil vom Mai 1998 Somm ferner angelastet, daß seine Kunden vom Datenspeicher des US-Mutterunternehmens auch rassistische und den Nationalsozialismus verherrlichende Spiele abrufen konnten, die in Deutschland verboten sind.

Die 20. Strafkammer beim Landgericht hob in der Urteilsbegründung hervor, daß Somm den deutschen Kunden lediglich den technischen Zugang zu den Datenspeichern der US-Mutterfirma ermöglicht habe. Somit greife eine Bestimmung des deutschen Multimediagesetzes von 1997, wonach Anbieter von Internet-Zugängen für fremde Inhalte, zu denen sie lediglich Zugang vermitteln, nicht verantwortlich sind.

Eine dauernde Sperrung sei weder technisch möglich, noch zumutbar gewesen, erklärte Richter Laszlo Ember. Somm habe bei der US-Mutterfirma eine vorübergehende Sperrung erreicht: "Mehr kann von ihm nicht verlangt werden." Mit dem Freispruch schloß sich das Gericht den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung an.

"Frohen Herzens" verkünde er das Urteil allerdings nicht, betonte Richter Ember, denn es sei "so oder so unbefriedigend". Auch wenn Somm kein Verschulden treffe, müsse festgehalten werden, daß das Internet eine große Gefahrenquelle darstelle. Der technische Fortschritt habe den moralischen überflügelt.

Der Online-Dienst Compuserve reagierte mit Erleichterung auf den Freispruch. Dadurch "besteht für die deutschen Online-Anbieter wieder Rechtssicherheit", erklärte ein Sprecher. Bei der Fahndung nach verbotenen Inhalten sagte er den Strafverfolgungsbehörden Mithilfe zu.


22. November 1999: Microsoft - Vermittler soll helfen Im Kartellprozeß gegen den weltgrößten Software-Hersteller Microsoft soll nun ein Vermittler dabei helfen, eine außergerichtliche Lösung zu finden.

Der zuständige Richter Thomas Penfield Jackson beauftragte am Freitag in Washington den leitenden Bundesberufungsrichter Richard Posner aus dem Gerichtsbezirk Chicago mit dieser Aufgabe. Es liegt nun an ihm, ein Gespräch mit den Streitparteien zu vereinbaren. Beide Seiten - die US-Regierung und Microsoft - begrüßten den Schritt.

Das Justizministerium in Washington und 19 US-Bundesstaaten hatten Microsoft vor mehr als einem Jahr wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens verklagt. Vor zwei Wochen war Jackson in seiner Zusammenfassung der Beweisaufnahme zu dem Schluß gekommen, daß das Unternehmen tatsächlich beim Windows-Betriebssystem für PC seine Monopolstellung zu Lasten von Konkurrenten mißbraucht hat. Damit seien sowohl Innovationen verhindert als auch den Verbrauchern geschadet worden.

Die Feststellung des Richters war noch kein endgültiges Urteil. Der Richterspruch wird frühestens Anfang des Jahres 2000 erwartet, sollte es nicht zu einem Vergleich kommen. Scheitert eine außergerichtliche Vereinbarung, könnte Jackson in seinem Urteil drastische Schritte gegen Microsoft verfügen, die allerdings noch Jahre auf sich warten lassen würden. Sogar eine Zerschlagung des Unternehmens wäre möglich.

Microsoft-Sprecher Mark Murray sagte nach Medienberichten, die Einschaltung eines Vermittlers sei ein sehr positiver Schritt. Das Unternehmen freue sich darauf, zusammen mit Richter Posner an einer vernünftigen Lösung der Streitpunkte zu arbeiten.

Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des Justizministeriums. Nach ihren Worten war die US-Regierung immer schon zu einer Regelung bereit, die Wettbewerb, Innovationen und Wahlfreiheit für den Verbraucher garantiere.


17. Dezember 1999: Windows 2000 fertiggestellt - Bill Gates um 15 Milliarden Mark reicher Der US-Software-Riese Microsoft hat nach milliardenschwerer, dreijähriger Entwicklungszeit jetzt die Massenfertigung seines neuen Betriebssystems Windows 2000 eingeleitet. Der folgende beinahe 10-prozentige Kurssprung an der US-Börse machte allein Microsoft-Chef und Großaktionär Bill Gates binnen eines Tages um 7,7 Mrd. Dollar reicher. Die Microsoft-Aktie schloß auf einem Rekordniveau von 108,44 US-Dollar. Windows 2000 ist Nachfolger von Windows NT und soll ab 17. Februar 2000 in den Regalen stehen. Es richtet sich an professionelle Anwender. Eine deutsche Version ist für die CeBit in Hannover Ende Februar 2000 angekündigt.


Straubinger Tagblatt - 17. Dezember 1999: Windows 2000 fertiggestellt. Mit fast einjähriger Verspätung hat Microsoft sein lang erwartetes Softwareprogramm Windows 2000 fertig gestellt. Ab 17. Februar 2000 soll das Programm im Handel erhältlich sein, wie der Softwaregigant in Redmond, USA mitteilte. Windows 2000, das Windows NT Version 4.0 ablösen soll, ist für hoch leistungsfähige Computer und Netzwerklösungen in Unternehmen konzipiert. Der Softwareriese brauchte drei Jahre für die Entwicklung des Programms. Der Preis für Einzelanwendungen beginnt bei 287 Mark und für Netzwerklösungen bei 1.155 Mark.


30. Dezember 1999: [Software-Riese Microsoft der Konkurrenz erneut voraus!] Jahr-2000-Fehler bei Microsoft aufgetreten. Seattle (dpa). Trotz jahrelanger Vorbereitungen häuft sich bereits kurz vor dem Jahreswechsel das Auftreten des "Jahr-2000-Fehlers" bei Computern. So wurde auf einer Internet-Homepage des weltgrößten Softwareherstellers Microsoft für Literatur zum neuen Betriebssystem Windows 2000 geworben - als Erscheinungstermin war angegeben: 1. Januar 1900. Beim "Jahr-2000-Fehler" interpretieren Computerprogramme mit nur zweistelliger Datumsangabe das Jahr 2000 als 1900.

In Großbritannien haben gestern rund 20.000 Kreditkartenterminals bei Einzelhändlern versagt, weil sie den bevorstehenden Datumwechsel nicht verkraftet haben.

Sowohl bei einer tschechischen als auch bei einer italienischen Telefongesellschaft wurden in den letzten Tagen Rechnungen mit Fälligkeitsterminen im Januar 1900 verschickt. Beide Firmen hatten zuvor angegeben, ihre Computer seien Jahr-2000-sicher.


Computer Flohmarkt - 6/1999 - Thomas Eberle Verlag - DM/sFr 7,-/ öS 55,-


Thomas Eberle, Dipl.-Wirt.-Ing. (FH), alias Ludwig Rotstift stellt das fast zehn Jahre alte Magazin mit den "kostenlosen Kleinanzeigen und vielen Diskussionsforen für alle Systeme" mit dieser Ausgabe ein.

Der CF, der schon in der Ausgabe 5/99 erschreckend dünn gewesen ist, sei wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Eberle erklärt dies mit dem Niedergang der Heimcomputer und dem Aufstieg des PC.

Eine Begründung, die meiner Meinung nach nicht unbedingt schlüssig ist. Noch nie gab es in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland so viele Computer wie heute. Wenn man jeden Computerbenutzer als potentiellen CF-Leser betrachtet, dann ist die Talfahrt der Umsatzzahlen nicht nachzuvollziehen.

Tatsächlich war es wohl eher das Internet mit seinen Möglichkeiten, das den zweimonatlich erscheinenden CF zu schaffen machte - und wohl auch das Betriebssystem Windows, das mit seinen bunten Fenstern Computer-Anfängern vorgauckelt, ohnehin alle Klickmanöver perfekt zu beherrschen - Plug & Play, Autostart, Autoinstallation und Autocrash inbegriffen. Welche Fragen bleiben noch offen, wenn man erst weiß, wie ein anderes Hintergrundbild gewählt wird? Und wie man eine Datei von der CD auf die Festplatte bekommt, kriegt man auch irgendwann selbst heraus, oder ein Freund kann das demonstrieren. Und falls man es tatsächlich schafft, mehrere einfache Sätze hintereinander zu lesen, dann greift man doch sicher zur ComputerBILD. Wer braucht da eigentlich noch so etwas wie den PCH oder den CF, in denen doch meist nur unverständlicher "Code" geredet wird?

1998 scheiterte der Eberle-Verlag mit dem Versuch die Diskussionsbeiträge aus dem CF in den Disketten-PC-Heimwerker auszulagern. Viele CF-Leser sahen damals den PCH als Gefahr für ihre Zeitschrift an und ignorierten dieses Angebot. Das trug nicht nur zur Einstellung des PCH bei, sondern schadete auch dem Verlag und in letzter Konsequenz dem CF selbst.

Thomas Eberle wird gerne nachgesagt, stur an seinen Vorstellungen festzuhalten und nicht auf Leserwünsche einzugehen. Dabei wird aber übersehen, daß das Hauptgeschäft leider nicht mit 1940- oder 2740-Rubriken gemacht wurde, also mit Fragen, Antworten, Informationen und Diskussionen, sondern mit den Anzeigen. "Ludwig Rotstift" jetzt vorzuwerfen seine Projekte selbst kaputt gemacht zu haben, ohne daß man die Geschäftsunterlagen eingesehen hat, ist ziemlich leichtfertig und naiv.

Der Computer-Flohmarkt wird durch das Anzeigenblatt "Computer-Schnäppchen" abgelöst, in dem alle Diskussionsforen entfallen. Computer-Schnäppchen kostet 3,80 Mark und ist nur im Zeitschriftenhandel - also nicht im Abonnement - erhältlich. "Die Fundgrube für alle Pfennigfuchser!" soll zweimonatlich erscheinen. Die erste Ausgabe ist am 31. Dezember 1999 erscheinen, hat 48 ungeheftete Seiten und kostet doch nur DM 2,90/ öS 20,-/ sFr 2,90. Die Objektleitung hat wieder Michael Glatthorn, der aus CF und PCH unter dem Pseudonym "Jerry" bekannt ist. Ausgabe 2/2000 ist ab dem 25. Februar 2000 im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Ich frage mich, ob sich Thomas Eberle eigentlich bewußt ist, was er mit seinen Magazinen Computer-Flohmarkt und PC-Heimwerker in der Computerszene alles bewegt und initiiert hat. Auch das Hugi-DiskMag gäbe es ohne den Eberle-Verlag wahrscheinlich nicht.


ComputerBILD Spiele - 12/1999 - Axel-Springer-Verlag - DM 2,-/öS 28,-/sFr 3,50


Die Erstausgabe des "Preisgünstigsten Spielemagazins mit CD-ROM" zum Startpreis. "ComputerBild Spiele" soll monatlich erscheinen und befaßt sich nicht nur mit PC-Spielen, sondern auch mit den Spielkonsolen Playstation, Dreamcast, N64 und Gameboy.

Die erste Tochter von ComputerBILD, "Europas größter Computer-Zeitschrift", soll "die aufwendigsten Spieletests aller Spielezeitschriften" bieten und bedient sich dazu der "größten Spieleredaktion Europas".

Als Chefredakteur fungiert Harald Kuppek, zugleich Gründer und Chefredakteur der ComputerBILD. Unter den Redakteuren mehrere Leute die schon aus anderen Spiele-Magazinen bekannt sind. So etwa Ralf Linzmaier, Sandra Alter, Maris Feldmann, Marco Gremmel, Marco Häntsch, Thomas Richter und Mischa Strecker. Schön, da haben ein paar Mitarbeiter von am Markt gescheiterten Magazinen wie 'PC Spiel' und 'PC Power' wieder einen Arbeitsplatz bekommen.

ComputerBILD Spiele bringt in der Rubrik "Für Sie gelesen" auch Artikel anderer Publikationen: "Ob FOCUS oder BRAVO SCREENFUN - wichtige Meldungen anderer Zeitschriften zitieren wir. Ehrensache, dass wir die Zeitschrift beim Namen nennen, aus der wir die Informationen haben."

Der künftige Marktführer veröffentlicht als absolute Neuheit im sogenannten Testspiegel, wie die getesteten Spiele bei den Konkurrenzzeitschriften PC Games, GameStar und PC Player abgeschnitten haben. Auch ein Pressespiegel - ähnlich jenem der ComputerBILD - ist vorhanden.

Das Heft ist nicht geklebt, sondern (dreimal) geheftet: "Die kürzeren Produktionszeiten gestatten einen späterern Produktionsschluß, der hohe Aktualität ermöglicht". Und "ComputerBILD Spiele wird im Sinne korrekter Berichterstattung auch künftig lieber auf die deutsche Version [von Spielen] warten."

Apropos "deutsche Version": Selbstverständlich heißt in der "ComputerBild Spiele" ein Joystick nicht einfach nur "Joystick", sondern "Steuerknüppel"; ein Patch ist ein "Spieleverbesserungs-Programm" und sogar das deutsche Wort "Treiber" wird in den mehr oder weniger eindeutigen Begriff "Steuerungsprogramm" übersetzt. Spiele-Demos nennt man natürlich "Spiele- Probierversionen" und auch beim Gamepad muß man sich umgewöhnen, das heißt jetzt nämlich "Spieletastatur". Kurz, bündig und BILD-deutsch.

Das Layout übertrifft an Unübersichtlichkeit sogar noch die Mutterzeitschrift, und auch der Lesefluß wird nach bekanntem Muster gestört. Das wird in genialer Weise durch häufige, farbig unterlegte Einfügungen von Zahlen und "senkrechten Fußnoten" erreicht, die auf das Glossar und die "Aussprachehilfen" am Seitenrand verweisen.

Das sieht dann beispielsweise so aus: "... bis zu 140 5(S.252)Gigabyte Fassungsvermögen ...".

Oder "Mit einem 3(S.252)32-Bit-6(S.252)Prozessor soll der Gameboy Advanceý..."

Nach dem gleichen Prinzip findet man auch Internet-Adressen. Die Zahl in der grünen Kugel gibt die Nummer an, unter der man die jeweilige Adresse findet; die nachfolgende Seitenzahl verweist dann auf die Heftseite, auf der alle durchnummerierten URLs gelistet sind.

Da macht doch das Lesen gleich wieder richtig Spaß!

Und dank "Aussprachehilfe" lernt man ganz nebenbei, daß man "Gameboy Advance" in "Gäimbeu Äddwahnz" ausspricht.

Echt Wahnsinn dieser Springer Verlag: kämpft stets in vordester Linie, wenn es um die Volksbildung geht.

Auch sonst kommt man aus dem Staunen nicht heraus: Auf Seite 58 haben sie unter das Konterfei des schnauzbärtigen Kai Lewendoski mal eben "Sandra Alter" geschrieben. Wenn die noch keinen hat - so kriegt sie jedenfalls nie einen.

Das Heft hat 254 Seiten und auf der Heft-CD-ROM ist neben "4 Spieleverbesserungsprogrammen" und "10 Steuerungsprogrammen" auch noch das "komplette Spiel 'Hell-Copter'ú Fliegen und Feuern. Freigegeben ab 12 Jahre".

Im Heft (wenn auch nicht an der angegebenen Stelle) kartonierte Inlay- und Cover-Blätter für die Jewel-Box. Dazu eine ausführliche und sogar mit Farbfotos illustrierte Schritt-für-Schritt-Einbauanleitung als wichtige Hilfe für den typischen ComputerBILD Spiele-Leser.

Wie lange wird es wohl dauern, bis die Marktführer PC Games (Auflage ca. 308.000 Exemplare) und GameStar (Auflage ca. 281.000 Exemplare) abgeschlagen hinter der ComputerBILD Spiele rangieren?

Nun, der Springer Verlag veröffentlichte anfangs Dezember 1999 die "gute Nachricht", daß die Erstausgabe der ComputerBILD Spiele eine verkaufte Auflage von 750.000 Exemplaren erreichte und sich somit gleich nach dem Start an die Spitze aller deutschen PC- und Spielkonsolen-Zeitschriften setzte.

Die zweite Ausgabe kostet 4,80 DM und hat auf der Heft-CD eine Pinball- Vollversion und drei "Spiele-Probierversionen".


PC INTERN - 12/1999 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Das Ende des Speicherhungers? IBM stellt die bislang kapazitätsstärkste Festplatte der Welt vor und liefert gleichzeitig einen neuen Weltrekord in der Speicherdichte. Die neue IBM Ultrastar 72ZX faßt 73 GByte auf insgesamt elf Einzelplatten. Die Speicherdichte soll bei 7,04 Mrd. Bit/Quadratzoll liegen. IBM soll unter Laborbedingungen bereits Speicherdichten bis 35 Mrd. Bit/ Quadratzoll erreichen - noch höheren Kapazitäten steht also nichts im Wege.


Caviar kann krank machen. Wer eine Western Digital EIDE-Festplatte der Caviar-Reihe gekauft hat, deren Produktionsdatum zwischen dem 27.08.1999 und 24.09.1999 liegen könnte, sollte sich unter http://www.westerndigital.com ein kleines Programm herunterladen um damit die Festplatte zu überprüfen. Ein möglicher Fehler in der Festplatten- Elektronik könnte den Computer in Mitleidenschaft ziehen.


Windows Millennium - ein weiteres Windows 9x? Nachdem Bill Gates feststellen durfte, daß man sogar mit den winzigen Änderungen des Windows 98 SE reichlich Geld scheffeln kann, soll Ende 2000 ein weiters Consumer-Windows mit dem Namen Windows Millennium erscheinen.


Quicken 2000: Endlich Euro- und Jahr-2000-tauglich? Das langerwartet Update für Quicken 2000 steht jetzt zur Verfügung. Damit soll Quicken 2000 jetzt auch absolut fit für den Jahrtausendwechsel sein. Allerdings empfiehlt Hersteller Intuit das Update unbedingt vor dem 31.12.1999 zu installieren.


Internet Explorer ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Erhebliche Sicherheitsrisiken im Internet Explorer von Microsoft machen - wieder einmal - von sich reden. Trotz vieler Patches und obwohl der Herstelle mittlerweile bei der Revision 5 angekommen ist, sollen im IE immer noch eine ganze Reihe von zum Teil recht kritischen Sicherheitslücken klaffen. Probleme schafft diesbezüglich vor allem die JavaScript-Unterstützung. Es soll sowohl möglich sein, Dateien auszuspionieren, als auch Windows-Spoofing zu betreiben (beim Windows-Spoofing lassen sich Web-Inhalte unterschieben und damit Informationen erschleichen).

Microsoft Server erfolgreich gehackt. Der Firmen-Server wurde erstmals von einem Teenager geknackt. "Filpz", ein 16-jähriger Schüler, der nebenbei noch als Systemanalyst tätig ist, soll als erster die Seiten eines Microsoft-Web-Servers verändert habe.


Rückschau: Die erste Spielkonsole. Sie heißen Dreamcast, Playstation oder Gamegear und sind Verkaufsschlager. Zwar tun viele Anbieter so, als hätten sie mit ihrer Spielekonsole den Stein der Weisen gefunden, aber die Pionier-Ehre gebührt einem Unternehmen, das mittlerweile seit knapp zehn Jahren vom Videospielemarkt verschwunden ist, früher jedoch der Inbegriff für Spielekonsolen war: Atari. Das erste kommerziell erfolgreiche Videospielgerät war das Video-Cartridge- System, das Atari 1977 auf den Markt brachte und bald in Atari 2600 umbenannte.

In einem schwarzen Kunststoffgehäuse mit aufgedruckten "Holzfurnieren" steckte als Prozessor ein Motorola 6507; der berühmte C64 von Commodore nutzte einen Nachfolger namens 6510. Die Taktfrequenz betrug bescheidene 1,19 MHz, und als RAM standen 128 Byte zur Verfügung. Die Spiele wurden als ROM-Steckmodule (englisch Cartridges genannt) in einen Schacht auf der Oberseite gesteckt und standen damit sofort ohne Ladezeit zur Verfügung. Die Grafikauflösung der Konsole betrug 320 x 200 Bildpunkte, und der Soundchip brachte drei Monokanäle hervor. Die Konsole wurde über einen HF-Fernsehadapter an das heimische TV- Gerät angeschlossen, und es konnten auch zwei Spieler gegeneinander antreten.

Neben den Joysticks gab es auch spezielle Paddle-Drehregler für Rennspiele. Sogar ein Compu-Mate-Computeraufsatz mit Folientastatur, der u. a. das Schreiben von Basic-Programmen erlaubte, die dann auf gebräuchliche Audio- Compact-Cassetten gespeichert werden konnten, war erhältlich. Die Spielekonsole wurde von 1977 an bis 1990 verkauft, wobei verschiedene verbesserte Versionen entwickelt wurden.

Atari wurde seiner Vorreiterrolle 1994 ein letztes Mal mit dem Jaguar gerecht, einer Spielekonsole, die schon 64-Bit-Architektur bot, als Nintendo und Co. noch weit von dieser Technologie entfernt waren. Die Atari-Konsole stellte bis zu 64 Millionen Farben dar und war hardwareseitig bereits für 3-D-Spiele geeignet. Die beiden Risc-Prozessoren Tom (Grafik) und Jerry (Sound) sorgten für gute Performance. Leider zog diese neue Konsole am Markt nicht, und der Jaguar blieb das letzte Hardware-Produkt, das Atari herausbrachte.

Wer ein wenig in Atari-Telespiel-Nostalgie schwelgen oder sich informieren möchte, dem sei das Atari-Museum im Internet ans Herz gelegt, zu finden unter der Adresse http://members.aol.com/bsedlmair/atari.htm.


Im Magazinteil der PC INTERN 12/99 volle 13 Seiten über Spielkonsolen: vom Vergleich Konsolen-Hardware mit PC-Hardware über Konsolen-Software bis hin zu den Emulatoren.


Über BeOS wurde dagegen schon mehrere Ausgaben nichts mehr geschrieben, was laut Redaktion nur daran liege, daß dieses Betriebssystem wegen der fehlenden Software-Unterstützung große Anlaufschwierigkeiten habe und es deshalb nicht ständig über wesentliche Neuerungen zu berichten gebe.


metall - 12/1999 - Das Monatsmagazin der Industriegewerkschaft Metall


Informationszeitalter I - Wenn man im Internet die Übersetzungsmaschine http://www.freetranslation.com/ den eigenen englischen Werbetext ins Deutsche übersetzen lässt, soll Folgendes dabei rauskommen:

"Was ist maschinelle Übersetzung & Quot; Übersetzung ist wird, die durch einen Computer gemacht. Weil Computer machen Besitzen Sie nicht noch "Lebenskenntnis", maschinelle Übersetzungen sind nicht perfekt. Ein Computer weiß nicht dass "dusting" ein Feld Stellen Staubdarauf, während & Quot; dusting ein Tisch Mittel Nehmen Staub ab davon. Ein Computer kann leicht es falsch erhalten." Überzeugend, ist es nicht?


Informationszeitalter II - Wie kritisch sind die US-Medien gegenüber den wirtschaftlich Mächtigen? Der US-Sozialwissenschaftler Robert McChesney: "Über Konzerne wird in den USA etwa so kritisch berichtet wie damals in der Sowjetunion über die Kommunistische Partei."


PC-Heimwerker - 01/2000 - Thomas Westrupp, Essen - DM 5,0


Thomas Westrupp, alias Lt. Cmdr. Data, der Programmierer des berüchtigten PCH-DOSTM, will dem Diskettenmagazin PC-Heimwerker des Thomas-Eberle-Verlags in Eigenregie wieder Leben einhauchen.

Der Wirtschaftsinformatiker Thomas Westrupp führt mittlerweile eine eigene Firma, die mit Hard- und Software handelt. Der PCH soll im Prinzip unverändert bleiben und ist somit wieder auf die Mitarbeit der Leser und die zahlenden Abonnenten angewiesen. Wenn sich genügend Abos verkaufen lassen, dann könnte der Preis gesenkt werden und der PCH sogar mit ein paar Zugaben auf CD-ROM erscheinen.

Thomas Westrupp glaubt, daß es ihm inzwischen gelungen ist, den DOSTM zu verbessern und er ist schon wieder dabei neue Features zu integrieren. Und genau das war der wunde Punkt des bisherigen DOSTM: eine Menge ziemlich überflüssiger Features auf einem wackligen Grundgerüst. Weniger ist eben manchmal mehr.

Zunächst wird ein Probeabonnement (zwei Ausgaben für 10 Mark) angeboten, dabei entscheidet es sich, ob das Projekt fortgesetzt werden kann. Der PCH erscheint vorerst alle zwei Monate; der Einsendeschluß für die erste neue Ausgabe ist bereits der 18.12.1999.

Der PCH ist durchaus eine interessante Alternative für die CF-Schreiber und -Leser, vor allem für jene, die keine Möglichkeit haben, ins Internet zu gelangen. Es wäre gut, wenn die Leute von Jolly Roger's CF-Mailingliste und vom NecroMailer sich mal mit Thomas Westrupp in Verbindung setzen würden und die Situation diskutierten, bevor jeder sein eigenes Süppchen kocht.

"Ltd." Cmdr. Data hat jedenfalls schon einiges Geld in das Porto für die Schreiben an die ehemaligen PCH-Abonnenten investiert; ich finde, er und der PCH haben es verdient, eine Chance zu bekommen: zehn Mark für ein Probeabo sind ja nicht die Welt.

Wer Interesse am PCH hat sollte sich mit Thomas Westrupp in Verbindung setzen: Telefon 0201/8659738, FAX 0201/8659739, www.pc-heimwerker.de, webmaster@pc-heimwerker.de.

Bevor aber jemand Geld überweist, sollte er sich unbedingt erkundigen, ob das Projekt Disketten-PCH überhaupt noch in Angriff genommen wird. Nach meinen Informationen ist bis Anfang März noch keine neue PCH-Ausgabe erschienen und auch die PC-Heimwerker-Homepage blieb im Aufbau.

Jedenfalls wäre ein Disketten-PCH eine denkbare Ergänzung zu Jolly Roger's CF-Mailingliste - gerade für jene Ex-PCH- und -CF-Aktiven, die keinen Internetzugang haben.


PC INTERN - 1/2000 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Windows bekommt Dongle!

Man stelle sich folgendes vor: Man kauft sich einen neuen CD-Player für die HiFi-Anlage, und schon steht die GEMA vor der Tür und behauptet: "Alle Ihre gekauften Musik-CDs sind nun Raubkopien, schließlich waren sie lizenzrechtlich an den alten CD-Player gebunden. Kaufen Sie sie alle neu!". Eine absurde Vorstellung? Nun, zumindest bei allen Windows-Versionen muß man sich wohl ab dem 1. Januar 2000 an derartiges Gebaren von Seiten Microsofts gewöhnen.

Es klingt eigentlich eher nach einer Zeitungsente, aber Tomas Jensen, Sprecher von Microsoft Deutschland, hat es uns telefonisch und auch schriftlich bestätigt: Ab dem 01.01.2000 wird Windows in allen Versionen (98SE, NT4, 2000) durch eine Art Hardware-ID an die damit vertrieben Hardware gebunden, so daß ein Wechsel der Hardware, egal ob wegen eines Defektes oder eines Upgrades, nicht mehr ohne den Neukauf eines Windows möglich ist! Wer dann ein neues Board kaufen möchte, kann zu den vielleicht zweihundert Mark für die Hardware gleich 383,- Mark (98SE) oder 699,- Mark (NT) für ein neues Windows hinzurechnen - eine schallende Ohrfeige in das Gesicht der Microsoft-Kunden!

Wie das alles technisch ablaufen soll, weiß auch Microsoft Deutschland noch nicht so genau. Fakt ist, daß wohl sowohl das Mainboard-BIOS als auch eine Kennung auf der Festplatte benutzt werden, um Rechner zu identifizieren. Angeblich kann eine der beiden Komponenten ausgetauscht werden, ohne das der "Kopierschutz" zuschlägt. Der Hammer: Es gibt keine Windows-CD mehr. Windows wird vorinstalliert ausgeliefert. Der OEM kann, wenn er denn will, die Installationsdateien in einem "geschützten Bereich der Festplatte" mit ausliefern. Ansonsten erhält der OEM eine sogenannte "Recovery-CD", die er aber nicht mit dem PC ausliefern muß, über die dann ein nicht mehr lauffähiger Windows-PC wiederbelebt werden kann. Ob dabei die Anwender-Programme und -Daten unberührt bleiben, ist zu bezweifeln; vermutlich wird der PC einfach "in den Auslieferungszustand" zurückversetzt. Es gibt bereits Betriebssystem-Lizenzen, die über Hardware-IDs an einen bestimmten Rechner gebunden sind, allerdings nur im professionellen Unix- Bereich (SGI und Co.). Windows ist allerdings eher eine Spieleplattform und dort derartige Restriktionen einzuführen könnte sich als Bumerang erweisen.

Bislang betroffen sind "nur" die OEM-Versionen ("Original Equipment Manufacturer"), also die Windows-Lizenzen, die beispielsweise zusammen mit einem Komplett-PC verkauft werden. Es sind hier vermutlich die "Querverkäufe", die Microsoft so sehr stören. Die Vorgehensweise der großen Hersteller ist dabei folgende: Um in eine günstigere Rabattstaffel zu kommen, werden leicht mal ein paar tausend Lizenzen mehr erworben, als zusammen mit der Hardware abgesetzt werden können. Dieser "Überschuß" wird dann am freien Markt an Dritthersteller weiterverkauft. Genau hier sieht Microsoft eine Lizenzverletzung, dabei ist es im Grunde gar nicht illegal, da die deutsche Rechtsprechung ein Lizenzrecht, so wie es Microsoft versteht, gar nicht kennt.

Übrigens: Die Retail-Versionen von Windows, also die Kartons, die man im Laden kaufen können, sind hiervon (vorerst?) nicht betroffen. Doch haben man zusammen mit einem PC eine OEM-Version erworben, kann man unter Umständen nach einigen Umbauten oder Aufrüst-Aktionen am PC sein Windows vergessen, weil es sich nicht mehr installieren läßt. Da stellt sich für viele Anwender die Frage der Fragen: "Windows, oder doch besser Linux?"


SuSE Linux 6.3 mit leichterer Installation. Der Linux-Distributor SuSE hat jetzt die Version 'SuSE-Linux 6.3' auf den Markt gebracht. Sie soll vor allem durch ein neues, grafisches Installationsprogramm namens YaST2 (Yet another Setup Tool) den Linux-Einstieg erleichtern. So soll YaST2 beispielsweise automatisch die eingebaute Grafikkarte erkennen und interaktiv den passenden X-Server einrichten.


Datenschutz im Internet. Erst kürzlich sei bekannt geworden, daß sowohl der RealPlayer von Real- Networks als auch Microsofts Media Player GUIDs übermitteln, wenn man Dateien im Internet abruft. Die RealJukebox teile dem Hersteller sogar mit, was man offline auf seinem PC in Sachen Musikkonsum so treibe.


Rückschau: Commodore PET - der erste echte PC.

Schon oft wurde berichtet, daß Commodore in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit geleistet hat und Technologien auf den Markt brachte, die beispielsweise Microsoft erst Jahre später selbst erfunden haben will. Denn sehr früh erkannte man bei Commodore den Heimanwender und das "kleine" Büro als Zielgruppe. Daher brachte das Unternehmen 1977 einen der ersten Personal Computer auf den Markt, den "Personal Electronic Transactor", kurz PET genannt. Im gleichen Jahr erblickte übrigens auch der Apple II das Licht der Computer-Welt, der fälschlicherweise von vielen Leuten als erster echter Heimcomputer angesehen wird.

Als Herz schlug ein 6502-Prozessor von MOS in der blechernen Brust des PET. Commodore hatte die Prozessorenschmiede MOS Technologies erst ein Jahr zuvor übernommen, so daß die Macher von Commodore mit einem Prozessor aus eigenen Hause die besten Voraussetzungen für die Produktion eines Heimcomputers hatten.

Der erste PET verfügte über ganze 4 KByte Speicher, Versionen mit doppelt so viel Speicher kamen kurz darauf. Die ersten Modelle hatten außerdem ein Cassettenlaufwerk als Massenspeicher im Gehäuse, das sich direkt neben der Tastatur befand.

Die Tastatur bestand damals aus noch wenig ergonomischen, flachen Tasten. Da man zudem auf die von Schreibmaschinen her bekannte Anordnung verzichtet hatte, sollten farbige Markierungen der Tasten dem Anwender helfen, sich auf dem "Hackbrett" zurechtzufinden. Ein weiterer Vorteil der Maschine war, daß man mit einem integrierten grünen Monochrommonitor mit einer Bildschirmdiagonale von neun Zoll ausgestattet war. Man konnte also nach dem Motto "Auspacken und loslegen" verfahren. Als Schnittstelle zur Außenwelt diente der IEEE-488-Bus, an den praktisch alles angeschlossen werden konnte, vom Diskettenlaufwerk bis hin zum Drucker.

Die zweite Auflage, der PET 2001-B war endlich mit einer anständigen Tastatur und einem deutlich üppigerem Speicher aus gestattet (bis zu 32 KByte). Den Namen PET verlor Commodore in einem Rechtsstreit an Philips, so daß die Geräte bald als CBM 2001 firmierten. Mehrere Generationen folgten, die Nummern wie 3000, 4000 und 8000 trugen. 1981 spendierte Commodore dem CBM 8032SK erstmals ein Kunststoffgehäuse, daß damals bereits die Farbe hatte, die wenige Jahre später mit dem C64 die Welt eroberte.

Wenn der eigene PET nicht mehr unter den Lebenden weilt, man aber vielleicht noch irgendwo die alten Programme in einer Kiste finden, könnte man es ja einmal mit einem Emulator für den PET versuchen und so ein wenig in alten Klötzchengrafik-Zeiten schwelgen.

Besonders geeignet scheint dafür der Emulator VICE, der sowohl für Unix- Derivate als auch für MS-DOS in der Version 1.1 unter der Internet-Adresse www.cs.cmu.edu/~dsladic/vice/ zu finden ist. Neben dem PET emuliert VICE auch alle anderen 8-Bit Computer, die jemals von Commodore hergestellt wurden.


PC INTERN - 2/2000 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Rückschau: Briefkasten Fidonet. Zu Zeiten des Akustikkopplers dachte noch niemand an das Internet, man wählte sich meist in "Mailboxen" ein, die oft von Privatleuten betrieben wurden. Man mußte komplizierte Terminal-Programme konfigurieren und bedienen können und konnte in den Mailboxen nur im Textmodus navigieren, Nachrichten lesen oder schreiben und diese auf sogenannten Message-Boards hinterlassen. Es waren sogar schon primitive Downloads möglich, mit denen Dateien übertragen wurden. Ein erstes größeres Netzwerk von Mailboxen war das 1984 gegründete Fidonet. Das Netz besteht noch heute und ist trotz Internet sehr lebendig. Es wird ehrenamtlich betrieben und besteht aus vernetzten Mailboxen. Deren Betreiber dürfen von den Nutzern keinerlei Gebühren oder Entgelte verlangen, daher kostet die Nutzung des Fidonets nur die Telefongebühr für den Informationsaustausch. Im Fidonet sind übrigens Pseudonyme verboten, jeder verpflichtet sich zur Verwendung seines echten Namens. Das soll unter anderem dazu dienen, Mißbrauch zu vermeiden.

Weiterführende Informationen über das Fidonet findet man zum Beispiel unter www.ninabbs.de/fido.html oder unter www.tlr.de/tlr/faq/fidofaq.htm.

Adobe baut auf Linux. Adobe hat auch auf dem Linux-Sektor Witterung aufgenommen und bietet sowohl seinen Acrobat-Reader als auch den Framemaker als Linux-Versionen zum Herunterladen an. Weiteres ist in Planung. Auch bei Adobe springt man auf den fahrenden Linux-Zug auf und bietet seine Tools auch für das kostenlose Betriebssystem an. Werden der Acrobat-Reader und auch eine Beta-Version von Framemaker schon seit einer ganzen Weile als Linux- Version feilgeboten, so hegt Adobe nun weitere Pläne. Der Acrobat Distiller, das Tool zur Erstellung von PFD-Files, kommt bald als Linux-Variante auf den Markt. Ein Bildbearbeitungsprogramm namens Active Share wird ebenfalls kostenlos angeboten und zwar nicht nur für Linux, sondern auch für Windows 9X und NT 4.0. Active Share ist bis Oktober 2000 kostenlos erhältlich. Mehr Infos und die Downloads findet man unter www.adobe.com.


Corel fit für Linux-Markt. Mit Kooperationen will Corel im Linux-Endkundengeschäft auf ein solides Fundament aufbauen. Corel bietet seit der Comdex eine eigene Linux-Distribution (CorelLinux) an und will jetzt durch Kooperationen diese Distribution weiter aufwerten und den Linux-Bereich ausbauen. Die Grafikkartenschmiede S3 stellt dazu Linux-Treiber für seine Fire-GL-3D-Grafikkarte zur Verfügung. Für den Soundbereich konnte Creative mit ins Boot geholt werden und schnürt ein Open-Source-Treiberpaket, damit Linux sich bald auch Soundblaster-kompatibel nennen kann. Im Bereich der Schriftarten steuert Bitstream Software für die Wiedergabe von PostScript- und Truetype-Fonts bei. Corel will mit diesen Kooperationen - weitere dürften sicherlich folgen - für Linux aus aktueller Hardware die gleichen Leistungsreserven erschließen, die derzeit Microsoft Windows nutzen kann.


Windows 2000: Scientology inbegriffen. Kaum hat Microsoft angekündigt, das neue Windows 2000 zur CeBIT auszuliefern, gebe es bereits den ersten Ärger. Ausnahmsweise gehe es aber diesmal nicht um entdeckte Bugs oder Sicherheitslocken. Der Defragmentierer "Diskeeper" in Windows 2000 - eines der vielgelobten neuen Tools für das Microsoft- Schlachtschiff - stammt von Executive Software. Dessen Chef Craig Jensen ist aber ein aktives Mitglied der Scientology Church. Aus diesem Grund wollen nun Behörden, Kirchen und viele Unternehmen von einem Umstieg auf Windows 2000 Abstand nehmen

Die ursprüngliche Aussage von Microsoft, NTFS fragmentiere die Festplatte nicht, hat sich als falsch erwiesen. NT und auch Windows 2000 profitieren sehr von einer aufgeräumten, defragmentierten Platte. Sinnigerweise entschloß sich Bill Gates, einen Defragmentierer einzukaufen. Eines der ausgereiftesten Produkte auf dem Markt soll der Diskeeper von Executive Software sein, der künftig fester Bestandteil von Windows 2000 sein wird. Jetzt könnten eigentlich alle zufrieden und glücklich sein ...

Nun gehört der Chef von Executive Software Craig Jensen unglücklicherweise aber der Scientology an. Craig Jensen ist Besitzer von "Executive Software", der Firma, die den besagten Diskeeper programmiert habt, der nun in Windows 2000 integriert wurde. Craig Jensen sei nicht nur Scientologe, sondern auch aktiv an WISE beteiligt. WISE ("World Institute of Scientology Enterprises") ist eine Organisation der Scientology Church, die die Ziele der Sekte auch in Unternehmen hineintragen will. Die Hamburger Innenbehörde bezeichnet WISE gar als "entscheidenden Arm von Scientology, um die Wirtschaft zu unterwandern und auszuspionieren". Das möge wahr sein oder nicht. Auf jeden Fall habe der Diskeeper einen absolut unkontrollierbaren Zugriff auf sämtliche Dateien eines Windows-2000-Rechners, egal ob Workstation oder Server. Und was Software mit den Daten eines Computers macht, bleibe in der Regel verborgen - angefangen von UIDs bis hin zu Passwörtern für das Telebanking. Kein Wunder also, daß die Nachricht, der Diskeeper befinde sich in der Hand von Scientologen, allseits Unruhe ausgelöst habe.

Insbesonders viele Firmen beschleiche deswegen ein ungutes Gefühl, ein Betriebssystem mit einem Scientology-nahen Bestandteil einzusetzen. Behörden im Freistaat Bayern und der Freien Hansestadt Hamburg (dort sitzt im übrigen auch die Zentrale der Scientology Deutschland) sei es gar verboten, Produkte und Dienstleistungen von Scientology-Unternehmen zu kaufen.

Die katholische Kirche wehre sich ebenfalls vehement dagegen, mit dem Kauf eines Windows 2000 indirekt die Scientology Church zu finanzieren.

Microsoft, auf diese Bedenken angesprochen, erwidere erstaunlich lapidar: "Wer solche Bedenken hat, dem steht es frei, das in seiner Kaufentscheidung zum Ausdruck zu bringen". Man sei nicht gewillt, irgendwelche Änderungen an Windows 2000 vorzunehmen - wobei es ja ohnehin irgendwie traurig ist, daß eine Firma wie Microsoft nicht in der Lage war, einen Defragmentierer für das eigene Dateisystem zu entwickeln. Schließlich ist es eine mehr als simple Angelegenheit, Dateien in einem Stück abzuspeichern.

Wie dem auch sei, jeder müsse die Entscheidung selbst treffen, ob er Windows 2000 wegen des Scientology-Diskeepers boykottieren wolle oder nicht. Bisher gebe es jedenfalls noch keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß der Diskeeper Daten manipuliere oder gar geheime Informationen über das Internet versende. Rein technisch gesehen müsse man in jedem Falle feststellen, daß der Diskeeper der derzeit beste Defragmentierer für das NTFS ist und Windows 2000 durchaus aufwerte - egal wie man die Scientology-Problematik betrachtet.


CHIP - 2/2000 - Vogel Verlag, Würzburg - DM/sFr 8,00/ öS 68,-


Der früher so hochgelobte CHIP-Hardware-Papst Albert Lauchner, seines Zeichens Diplom Physiker, hat zwischenzeitlich auch die CHIP verlassen. Wie bereits erwähnt, "CHIP - Computer & Communication" hat sich deutlich verändert.


Windows stirbt. Unterhaltungselektronik und Mobilgeräte übernehmen in Zukunft klassische PC-Aufgaben. Aber auf welcher Softwarebasis arbeiten die Alleskönner?

Bei Mobiltelefonen, Webpads und Organizern setzen Hardwarehersteller oft auf Programme von Microsofts Konkurrenz. Bei Handheld-Systemen konnte Palm 1999 seinen Vorsprung vor Windows CE weiter ausbauen. Der Palm-Anteil stieg von 73 Prozent auf 80 Prozent, während der Windows-CE-Anteil von 14 Prozent auf 13 Prozent sank.

Schlechte Zeiten für Bill Gates. Microsoft ist zwar Betriebssystem- Marktführer. Doch in Zukunft werden nicht mehr Apple und Linux die Hauptkonkurrenten sein. Neue Märkte tun sich auf: der Internet-Fernseher und das Autoradio mit integriertem MP3-Player. In vielen Fällen ersetzen sogar Haushaltsgeräte den grauen PC im Büro.

In diesem "neuen Markt" habe Microsoft jedoch kaum bessere Chancen als die Konkurrenz. Denn Betriebssysteme haben Microsoft groß und stark gemacht. Aber wer wisse schon, mit welchem Betriebssystem der eigene Videorecorder laufe? Kaum jemand, denn schließlich stünde bei solchen Geräten der Bedienkomfort im Vordergrund - die Technik bleibe für den normalen Nutzer unsichtbar.

Der Markenname der Software sei dabei völlig unwichtig. Handheld-PCs mit Windows CE verkaufen sich schlechter als die Konkurrenzprodukte von Palm. Kooperationen mit dem Handy-Hersteller Nokia und Sony werden Palm helfen, seine Vorherrschaft auszubauen.

Keine Chance für Microsoft auch beim sagenumwobenen Transmeta-Prozessor "Crusoe", an dem auch der Linux-Guru Linus Torvalds beteiligt sei. Spezielle Crusoe-Software übernehme Aufgaben, die bisher die CPU geleistet hat. Der Prozessor soll so besonders stromsparend arbeiten - ideal für Mobilgeräte.

Die Erfahrung, zum Beispiel bei Internet-Browsern, zeige: Das Microsoft- Imperium werde zu gegebener Zeit zurückschlagen. Oder man konzentriere sich in Redmond fortan nur noch auf Bürorechner. Dort werde Windows ganz bestimmt weiterleben.


Passauer Neue Presse (PNP)


14.Januar 2000: Microsoft droht die Zerschlagung. Im Kartell-Verfahren gegen Microsoft befürworten die Anwälte des US- Justizministeriums angeblich die Aufspaltung des Software-Giganten in zwei oder drei kleinere Unternehmen. Microsoft solle demnach infolge eines außergerichtlichen Vergleichs oder als Strafe durch ein Bundesgericht in zwei oder drei "Baby Bill" -Unternehmen aufgeteilt werden. Es gelte als ausgeschlossen, daß der weltgrößte Softwarehersteller auf diese Forderung eingeht.


Bill Gates zurückgetreten. Bill Gates ist als Vorstandsvorsitzender von Microsoft gestern Abend überraschend zurückgetreten. Sein Amt übernimmt die bisherige Nummer zwei, Steve Ballmer. Gates bleibe Vorsitzender des Verwaltungsrates.


15. Januar 2000: Bill Gates - Reich reicht nicht. 25 Jahre lang war Bill Gates Präsident des Software-Giganten Microsoft. Jetzt trat er überraschend zurück und gab an, er wolle künftig wieder Programme entwickeln - aber die Fäden der Firma behält er trotzdem in der Hand.

Der USA-Korrespondent der Passauer Neuen Presse, Friedemann Diederichs, und deren junger Star-Autor Stephan Handel widmeten dem entschlossen zurückgetretenen Bill Gates folgenden Artikel:

Michael Jordan war Basketball-Spieler und ist der reichste Sportler der Welt. 300.000 Dollar bekam er für jedes Spiel bei den Chicago Bulls. Pro Match war er ungefähr 30 Minuten auf dem Feld und erhielt somit einen Minuten-Lohn von 10.000 Dollar. Zusätzlich verdiente er in einem Jahr 40 Millionen Dollar aus Werbung und ähnlichem - das brachte ihn zu einem Tagesverdienst von etwa 180.000 Dollar.

Wenn sich Michael Jordan ein Fünf-Minuten-Ei kocht, wächst sein Vermögen in dieser Zeit um 618 Dollar. Er braucht etwa zwölf Stunden, um auf ein 90.000 Dollar-Auto zu sparen, und in einem Jahr verdient er doppelt so viel, wie alle Präsidenten der Vereinigten Staaten seit ihrem Bestehen zusammen verdient haben. So weit kann man es bringen, wenn man einen Ball in einen Korb werfen kann.

Bill Gates ist nicht besonders sportlich, nie gewesen. Während seine Schulkameraden in der zehnten Klasse Football und Baseball spielten, schrieb Gates ein Computerprogramm für den Stundenplan seiner Schule. Er erhielt dafür 4.200 Dollar und hatte das Programm außerdem so eingerichtet, daß er selbst immer mit den interessantesten Mädchen in einer Klasse saß.

1975, gerade 20 Jahre alt, gründete Gates zusammen mit Paul Allen die Software-Firma Microsoft. Im ersten Jahr machten sie einen Umsatz von etwas über 16.000 Dollar - so viel verdient Michael Jordan, während er sich einen Marathonlauf anschaut. 1980 kam der Computer-Riese IBM auf die beiden nachlässig gekleideten Programmierer zu: Sie sollten ein Betriebssystem für den ersten Personal Computer entwickeln, den persönlichen Computer, den IBM "auf jedem Schreibtisch und in jedem Haushalt" sehen wollte. Gates und Allen kratzten 50.000 Dollar zusammen - Jordan müsste 7 Stunden schlafen und wäre um die Summe reicher -, kauften die Rechte an einem bereits vorhandenen Betriebssystem, entwickelten es weiter und verkauften es an IBM - allerdings nur in Lizenz. Das war der Beginn des Microsoft-Aufstiegs.

Und der Beginn war typisch für Gates: Er hat, seit es Microsoft gibt, praktisch kein Programm selbst entwickelt, er hat Lizenzen gekauft, die Software fortgeschrieben - aber er hat nichts erfunden. "Sollen die Erneuerer die Küste erobern und die Verluste hinnehmen", schreibt David Gelernter, Computer-Gelehrter an der Universität von Yale, "Wenn du dich zurückhältst und nachfolgst, kannst du in Ruhe aufräumen."

1984 brachte Apple, damals ein Riese im Vergleich zu Microsoft, den Macintosh heraus. Das Revolutionäre daran: Der Benutzer mußte nicht mehr ewig lange Programm-Zeilen eintippen - mit Maus und Doppelklick ging es durch ein übersichtliches Menü von Zeichen auf dem Bildschirm, so aufgeräumt wie ein sauberer Schreibtisch. Sechs Jahre brauchte Microsoft, um das fremde Konzept zu perfektionieren. Als 1990 Windows 3.0 herauskam, hatte Bill Gates es wirklich geschafft.

Jetzt, knapp zehn Jahre später, steht das Microsoft-Reich vor einer ernstzunehmenden Schlacht - in dieser Situation räumt der König den Thron und stellt sich einer neuen Herausforderung.

"Ich kehre zu dem zurück, was ich am meisten schätze", erklärte Bill Gates, wie immer schüchtern und schulbubenhaft wirkend, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Microsoft-Hauptquartier in Redmond (US-Bundesstaat Washington). Kurz zuvor hatte er die gesamte Computer-Branche mit der Nachricht überrascht, den Präsidenten- und Vorstandschef-Posten an seinen langjährigen Stellvertreter Steve Ballmer, 43 Jahre alt, abzutreten.

Gates, mit einem Aktienanteil von 15 Prozent weiter mächtigster Anteilseigner des Konzerns, hat bereits eine klare Vorstellung von seiner künftigen Funktion: "Chefarchitekt für Software", so betitelt er sich fortan selbst, um "neue, großartige Programme zu entwickeln, die uns helfen, die Zukunft besser zu gestalten".

Dabei denkt Gates weniger an herkömmliche PC-Programme, sondern hat Software im Auge, die den Gebrauch von kleinen Hand-Computern und Haushaltsgeräten aller Art revolutionieren soll.

Aus dem Tagesgeschäft zieht sich Bill Gates erklärtermaßen völlig zurück und überläßt diese Arbeit seinem Weggefährten und Trauzeugen Ballmer, der 1980 als Angestellter Nummer 28 zu Microsoft kam und ebenfalls einen wesentlichen Anteil daran hat, daß das Windows-Betriebssystem heute weltweit auf mehr als 90 Prozent aller Computer läuft.

Branchenexperten sehen den Wechsel an der Microsoft-Spitze auch mit dem Kartellverfahren gegen das Unternehmen verknüpft, wo nach jüngsten Meldungen nun das US-Justizministerium eine Zerschlagung favorisiert - nach Juristenansicht wäre dies die "Höchststrafe" für die mit offenbar teilweise unlauteren Methoden erkämpfte Monopolstellung.

Doch vieles spricht dafür, daß diese Drohung zunächst einmal ein Druckmittel ist, um Microsoft zu Zugeständnissen während der laufenden Schlichtungsgespräche zu zwingen.

Auch wenn Bill Gates an diesen Verhandlungen nicht mehr direkt beteiligt sein wird und somit aus der Schußlinie genommen wurde, so steht doch außer Frage, daß er weiter die Firmen-Marschroute diktiert.

Steve Ballmer jedenfalls, so war in den ersten Äußerungen am Donnerstag zu entnehmen, will zunächst konsequent die Argumentation von Gates weiter verfolgen. "Es wäre rücksichtslos und unverantwortlich und auch zum Nachteil für alle Verbraucher wenn unsere Firma zersplittert wird", er klärte er und machte damit klar, daß er Microsoft nur in der derzeitigen Form in der Lage sieht, Programme von hohem Nutzwert zustande zu bringen.

Dabei zielt die Firmenstrategie vor allem auf eine stärkere Nutzung des Internet ab. Eine noch zu entwickelnde neue Software, die intern erst einmal unter dem Begriff "Neue Generation Windows-Service" läuft, soll es ermöglichen, über das Internet Daten zwischen Geräten aller Art zu übermitteln - vom Heim-Computer über das Handy bis hin zum Fernseher oder gar Elektroherd, der somit auch von unterwegs gesteuert werden könnte.

Die Microsoft-Techniker träumen - wie Konkurrenzunternehmen auch - dabei von einem total vernetzten und drahtlos gesteuerten Wohnumfeld. Eine Vision, die von Bill Gates stammt. Und die dieser jetzt, erleichtert um das Tagesgeschäft, als neue Jahrhundert-Herausforderung sieht.

Ein bißchen spät, ehrlich gesagt. Denn den Internet-Zug hätte Microsoft fast verpaßt. Erst 1996 erklärte Gates, das Unternehmen habe nun "das Internet mit ganzem Herzen umarmt".

Da war der am weitesten verbreitete Browser, der Netscape Communicator, schon zwei Jahre auf dem Markt. Wieder tat Bill Gates, was er immer getan hatte: Internet Explorer 1.0, der erste Microsoft-Browser, war lizenziert von einem Unternehmen mit dem Namen Spyglass und fand sich auf einer CD-ROM, die man für 45 Dollar überall kaufen konnte.

Der geniale Marketing-Zug dabei war: Microsoft hängte den Explorer an die neue Betriebssystem-Variante Windows '98 an und behauptete, man könne ihn nicht von dort entfernen, ohne das Programm grundlegend zu stören. Und wegen genau dieser Marketing-Idee hat Gates jetzt das Kartellamt auf dem Hals: Wenn 90 Prozent der Computer weltweit unter Windows laufen und Windows den Internet-Browser bereits enthält - wieso sollte dann noch irgendjemand einen anderen Browser kaufen, sieht man von den wenigen Apple-Aposteln und Linux- Jünglingen ab?

Ausnutzen der Marktstellung für immer größeren Erfolg - das ist die Gates- Doktrin für sein Unternehmen. Allerdings: Auch ohne höchstrichterliche Trennungs-Anordnung könnte es sein, daß Microsoft sich über kurz oder lang in kleinere Einheiten aufteilt. Denn der Geschäftsbereich Betriebssysteme macht pro Jahr über acht Milliarden Dollar Umsatz, ebenso die Anwender-Software wie Word oder Office. Nur der Internet-Bereich schwächelt: Da setzt Microsoft gerade mal läppische zwei Milliarden Dollar um. Kleinere Einzelfirmen, so die Überlegung, könnten schneller und effektiver auf den Markt reagieren.

Und damit würde Bill Gates noch reicher werden, als er es jetzt schon ist. Microsoft, an dessen Aktien er 15 Prozent hält, wird an der Börse mit mehr als 500 Milliarden Dollar bewertet. Gates Privatvermögen schätzen Fachleute auf mehr als 150 Milliarden Mark.

Michael Jordan müßte 270 Jahre weiterverdienen wie bisher, um so viel Geld zu haben wie Bill Gates.


26. Januar 2000: Gates-Stiftung hat das meiste Geld. Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Frau Melinda haben ihre Stiftung um fünf Milliarden auf 21,8 Milliarden Dollar aufgestockt und zur vermögendsten Stiftung der Welt gemacht. Sie unterstützen Bildungs- und Gesundheitsobjekte.


18. Februar 2000: Microsoft präsentiert neues Betriebssystem Deutsche erheben Zweifel an Sicherheit der Software von Windows 2000

Mit dem neuen Computer-Betriebssystem Windows 2000 hat Microsoft-Gründer Bill Gates in San Francisco das größte kommerzielle Softwareprojekt der Computergeschichte vorgestellt.

Mit der Nachfolge-Software von Windows NT 4.0 will der Konzern aus Redmond (US-Bundesstaat Washington) in das lukrative Marktsegment der größeren Server- Computer vordringen, nachdem bereits mehr als 90 Prozent aller Personal Computer weltweit unter Windows laufen. Mit einer 200 Millionen Dollar (400 Millionen D-Mark) teuren Werbekampagne will Microsoft in den kommenden Monaten vor allem Unternehmen für Windows 2000 gewinnen.

Der Start von Windows 2000 wurde aus Sicht der Microsoft-Führung von Negativ- Berichten über das neue System überschattet. In Deutschland wird die Software wegen des Teilprogramms "Diskeeper" vom Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik unter die Lupe genommen. Das Programm, das auf der Festplatte verteilte Daten wieder zusammenführen kann, stammt von der Firma Executive Sofware. Dessen Chef Craig Jensen ist bekennender Anhänger der umstrittenen Scientology-Organisation.

Untersucht werden soll, ob Daten von der Festplatte an Dritte weitergeleitet werden, bestätigte ein Sprecher des Bundesamtes am Donnerstag.

Die Gartner Group, die weltweit größte Technologie-Beratungsfirma (Stamford/ US-Bundesstaat Conneticut), sagte außerdem voraus, jedes vierte Unternehmen werde Schwierigkeiten haben, seine Programme reibungslos auf Windows 2000 zum Laufen zu bringen. Gartner-Vizepräsident Michael Gartenberg sagte, Unternehmen sollten zumindest auf die erste Fehlerkorrektur ("Service Pack") von Microsoft warten, bevor sie im großen Maßstab auf das neue System umsteigen.

Für Aufsehen hatte im Vorfeld auch eine Bemerkung von Michael Dell, dem Chef von Dell Computer gesorgt. Dell verwies auf den Erfolg des frei erhältlichen Betriebssystems Linux als Alternative zu Windows.

In Deutschland wird Windows 2000 am 24. Februar zur CeBIT vorgestellt.


18.Februar 2000: Versäumnisse. Die Sicherheit im Internet kommentierte Friedemann Diederichs wie folgt:

Software-Milliardär Bill Gates hat, so beteuerten er und seine Mitarbeiter, einmal mehr nur gute Absichten. Das neue Betriebssystem Windows 2000, jetzt offiziell in den USA vorgestellt, solle als eines seiner Hauptziele das tägliche Leben mit dem Internet und die Bewältigung immer größerer Daten- Fluten erleichtern. Bevor sich der Konsument angesichts dieser frohen Botschaft zu freuen beginnt, seien allerdings einige kritische Fragen angebracht.

Die erste habe sich Weltmarkt-Führer Microsoft in einer internen, nach außen gedrungenen Hausmitteilung selbst gestellt: "Wieviel Geld ist der Verbraucher bereit auszugeben für ein System, daß über 63.000 bekannte Defekte aufweist?" Dennoch werde Windows 2000 planmäßig auf dem Markt erscheinen - und Microsoft als Konzern davon profitieren, auch wenn die Frage der Qualität noch mehr die Suche nach einer ernsthaften Alternative fördern dürfte. Nichts demonstriere offensichtlicher, wie weit es das US-Unternehmen mit seiner viel kritisierten marktbeherrschenden Stellung gebracht habe: Oder würde etwa ein deutscher Autokonzern Marktchancen mit einem neuen Modell haben, bei dem es an allen Ecken klappert?

Hinzu komme, daß ausgerechnet zeitgleich mit der Präsentation des neuen Software-Paketes die Frage immer mehr in den Vordergrund rücke, welchen Einfluß auf die breite Akzeptanz des Internet die immer deutlicher zu Tage tretenden Verletzungen der Privatsphäre und des Datenschutzes haben werde. Denn was einige Unternehmen mit dem Begriff "Marketing" verschleierten, sei nichts anderes als kunstvolle Bespitzelung jedes einzelnen Net-Surfers. Das US-Unternehmen Doubleclick stehe nicht ohne Grund im Fadenkreuz von Justizbehörden, weil es das Verhalten von Millionen Internet-Nutzern mit ausgeklügelter Technik verfolgt, speichert, mit anderen Datenbanken abgleicht und so ausführliche "Profile" eines jeden Nutzers erstellt, die sich natürlich wunderbar an die Werbeabteilungen anderer Unternehmen verkaufen lassen. Paradoxerweise laute die Verteidigungsstrategie dieser neuzeitlichen Cyber- Stasi, der Kunde müsse doch gegenüber derartigen Praktiken Dankbarkeit zeigen - schließlich könne man ihm dann maßgeschneiderte Einkaufsangebote frei auf den Heimcomputer-Bildschirm liefern. Erst allmählich würden die Gesetzgeber erkennen, welche Nachteile der große, weitgehend rechtsfreie Raum des Internet auch haben kann - und welche Versäumnisse hier angefallen seien.


21. Februar 2000: USA spionieren deutsche E-Mails aus. EU-Studie: Microsoft, Netscape und Lotus statten Software entsprechend aus.

Die USA spionieren nach einer EU-Studie systematisch E-Mails in Europa aus und nehmen dabei auch Firmen ins Visier. "Keine Mail ist vor den US-Agenten sicher", sagte die deutsche EU-Abgeordnete Ilka Schröder von den Grünen einem Münchner Magazin. "Die US-Giganten Microsoft, Netscape und Lotus statten ihre Software für den Export schon so aus, daß sie dem US-Geheimdienst Zugriff auf E-Mails ermöglicht", sagte einer der Autoren des vom Europa-Parlament in Auftrag gegebenen Reports, Franck Leprevost. Den Schaden, den die US-Wirtschaftsspionage anrichte, bezifferte der Experte auf mindestens 40 Milliarden Mark pro Jahr. Ausgeforscht werde vor allem der dynamischste Teil der Wirtschaft wie Firmen am Neuen Markt. "Wissen ist deren größtes Kapital, das muß geschützt werden". Die amerikanischen

Cyber-Spione filterten täglich Millionen von Mails nach bestimmten Reizworten wie "Sprengstoff", "Saddam" oder "Gaddafi", um kriminellen Aktivitäten auf die Spur zu kommen. Das EU-Parlament befaßt sich dem Bericht zufolge ab Dienstag mit dem Thema. Die Grünen-Fraktion erwägt einen Untersuchungsausschuß.


21. Februar 2000 (SR-Tagblatt) : Microsoft unter Spionageverdacht. Das französische Verteidigungsministerium verdächtigt den US-Software-Riesen Microsoft nach Zeitungsberichten der Spionage. In einem vertraulichen Report des Ministeriums ist von der Möglichkeit die Rede, daß Microsoft Hand in Hand mit US-Geheimdiensten zusammenarbeiten und Spionage-Programme installiert haben könnte. Der US-Konzern hatte bereits 1999 ähnliche Vorwürfe zurückgewiesen.


25.02.2000 (Wirtschaft): Gericht verbietet Kopiersperre bei Microsoft Windows. Das Landgericht München hat dem US-Softwarekonzern Microsoft vorläufig untersagt, sein Betriebssystem "Windows" mit einer einprogrammierten Kopiersperre anzubieten.

Bei Zuwiderhandlung droht das Gericht dem Unternehmen in einer einstweiligen Verfügung mit bis zu 500.000 Mark Ordnungsgeld. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Rabl sagte am Donnerstag, von einem baldigen Widerspruch gegen den Bescheid müsse ausgegangen werden. Der Antragsteller, die SMS Systems Software Vertriebs GmbH, hatte geltend gemacht, die Programmsperre beeinträchtige ihre Absatzchancen. Die Verfügung umfaßt den Vertrieb von Windows 95, Windows 98, Windows NT 4.0 und Windows 2000. Die Sperre verhindert nach Angaben von SMS, daß Windows-Benutzer das Microsoft-Betriebssystem auf einen anderen PC überspielen können.


03. März 2000: Sony Playstation II. Der Spielcomputer wird erwachsen und zieht aus dem Kinderzimmer ins Wohnzimmer um. Am 4. März 2000 will Sony die Spielkonsole "Playstation II" auf den Markt bringen und vereint damit die klassische Spielkonsole mit neuen Medien wie DVD und Internet.

Der Nachfolger der ersten "Playstation" kommt zunächst nur in Japan in die Läden, deutsche "Game"-Fans müssen bis Herbst warten.

Das Gerät birgt nicht nur bessere Chips, es kann auch herkömmliche Audio-CDs ebenso abspielen wie die neuen DVD-Scheiben. Außerdem besitzt die "Playstation II" Schnittstellen für das Internet und Heimnetzwerke, in denen Unterhaltungsgeräte wie Camcorder, TV oder Hifi-Anlagen verbunden werden können. Die "Playstation II" fordert damit den Personal-Computer heraus. Die neuen Playstation soll nicht mehr nur Spieler erfreuen, Sony will auch Internetsurfer und Spielfilm-Freunde ansprechen.

Sega war im vergangenen Jahr mit der "Dreamcast" als erster mit einer Spielkonsole der neuen Generation auf dem Markt, die Internetzugang bietet. Rund 4,4 Millionen Geräte konnte Sega weltweit in fünf Monaten absetzen. Ein anderer großer Name im Spiel-Geschäft, Nintendo, will ebenfalls mitmischen. Unter dem Code-Namen "Dolphin" will der "Gameboy"-Konzern eine Maschine herausbringen, die ebenfalls DVD abspielen kann und mit Sicherheit auch einen Internet-Zugang bietet.

Im Entertainment-Geschäft der großen Drei, Sony, Sega und Nintendo mischt nun allen Anzeichen nach bald noch ein Vierter mit. Obwohl Microsoft offiziell nichts bestätigt, mehren sich die Hinweise auf einen Spielcomputer aus dem Hause des Software-Riesen mit dem Namen "xBox". (Quelle: Deutsche Presse-Agentur)


PC INTERN - 3/2000 - Data Becker GmbH, Düsseldorf - DM/sFr 7,80/ öS 60,-


Es ist so weit: Transmeta stellte die ersten Crusoe-Prozessoren vor. Was sich da offenbarte, könnte noch für einiges Aufsehen in der Prozessoren- Branche sorgen. Transmeta, die Firma, in der so illustre Leute wie Microsoft- Mitbegründer Paul Allen und Linux-Guru Linus Torvalds arbeiten, hat am 19. Januar 2000 nach viereinhalb Jahren Entwicklungszeit ihre ersten Produkte vorgestellt: zwei Varianten des VLIW-Prozessors Crusoe, der ausschließlich für den mobilen Bereich gedacht ist und erstmals eine kompromißlose Stromsparoptimierung mit x86-Kompatibilität verbinden soll.

Alle Tricks, die die klassischen x86-Prozessoren immer schneller zu machen, fordern ihren Tribut bei der Hardware, nämlich beim Transistor-Budget. Jede neue Funktion mußte durch zusätzliche Transistoren implementiert werden, die allesamt mit Strom versorgt werden wollen und den Chip vergrößern und so verteuern.

Transmeta hat nun einen radikal neuen Weg gewählt, der im Mobilbereich durchaus Erfolg haben könnte: Es wurde ein neuer Chip entwickelt, der sich dadurch auszeichnet, daß er vor allem stromsparend und schnell arbeitet. Hierfür wurde ein VLIW-Design (Very Long Instruction Word) gewählt.

Der Nachteil ist aber, daß Transmeta faktisch einen Emulator für x86 geschrieben hat: Der Chip bootet zunächst seine eigene "Firmware" (aus Sicht der x86-Software), dies aber eben doch in normaler Software, die dann den x86-Code einliest und in Crusoe-Befehle übersetzt.

Intel läutete das Jahr 2000 mit einem neuen Celeron (533 MHz, 167 $ in 1.000er-Stückzahl) ein und erfreute kurz darauf die Notebook-Kundschaft: Ein Feature namens SpeedStep erlaubt es bei den neuen mobilen P III, im Betrieb in sehr kurzer Zeit (eine zweitausendstel Sekunde) zwischen zwei Betriebsarten (650/600 MHz und 1,6 V oder 500 MHz und 1,35 V) umzuschalten.

Bei AMD schaut es zunächst vergleichsweise traurig aus - knapp eine Milliarde Umsatz und 65 Millionen US-Dollar Gewinn. Aber immerhin; gewohnt sind die AMD- Aktionäre eigentlich eher Verluste. Auf der technischen Seite hebt AMD die Spitze der Athlon-Serienproduktion auf 800 MHz (849 US-Dollar in 1.000er- Stückzahlen) und verweist auf einen Kryotech-Kühlschrank-PC von Compaq, der den Athlon auf bis zu 1.000 MHz verhilft.

Was für AMD aber erfreulicher sein dürfte: Die Front der Intel-only-OEMs bröckelt allmählich auf. So hat Gateway (1998 immerhin 7,5 Milliarden US-Dollar Umsatz) inzwischen den Athlon ins Programm genommen, wenn auch nur für Systeme im mittleren und unteren Preissegment.

Und das könnte erst der Anfang sein: Einige große OEMs haben sich im Zusammenhang mit unerwartet schlechten Wirtschaftszahlen über einen Mangel höchstgetakteten Intel-CPUs beklagt. Sollte Intel etwa von der bewährten Linie abgewichen sein, nur wirklich hinreichend gut lieferbare Prozessoren offiziell vorzustellen?

Andererseits habe Dell bekannt gegeben keine AMD-Prozessoren mehr zu verbauen, weil diese sich als zu störanfällig gezeigt hätten. Anscheinend hat aber niemand außer Dell solche Erfahrungen gemacht.


S3 kauft #9. Nach Diamond verleibte sich S3 nun auch Number Nine (#9) ein. Number Nine bringt die Eigenentwicklung "Ticket-To-Ride" mit, glänzte aber in der Vergangenheit eher mit mit 2-D-Performance als mit 3-D-Know-How.


Allianz der Marktführer. Intel, NEC, Infineo, Micron Technology, Hyundai und Samsung erklären die Zusammenarbeit in einer strategischen Allianz. Primäres Ziel sei dabei das Design von DRAM-Speicherbausteinen. Die Unternehmen decken zusammen 80 Prozent der weltweiten Halbleiterproduktion ab. Dies rieche nach Preisabsprachen, die aber, so die Meinung von Insidern, durch die gesenkten Entwicklungskosten mehr als ausgeglichen würden. Die Gefahr eines Kartells sehen diese Experten nicht.


Energiequelle der Zukunft: Brennstoffzellen verzehnfachen Akkustandzeiten. Motorola hat eine neue Brennstoffzellen-Stromquelle entwickelt, die für Notebooks und Handys sehr hohe Laufzeiten bringen könnte. Mit einer Serienprodukten dürfe allerdings erst in fünf Jahren gerechnet werden.

Bei der neuen Stromquelle von Motorola handelt es sich nicht um eine Batterie oder einen Akku. Zur Anwendung kommt das Prinzip der Brennstoffzelle. Flüssiges Methanol, also Industrie-Alkohol, wird in einem elektrochemischen Prozeß in Strom umgewandelt. "Getankt" wird wie bei einem Tintenstrahldrucker, indem eine Kartusche mit dem "Brennstoff' nachgeladen wird. Diese Kartusche soll etwa die Fläche eines Markstücks haben und auch nicht höher sein. Einem Notebook prophezeien die Motorola-Ingenieure mit dieser Stromquelle eine Laufzeit von einem Tag. Ein Handy könnte sogar vier Wochen durchlaufen.


Bye bye Bill Gates? Gerade zwei Wochen war das Jahr 2000 alt, als eine Meldung Aufmerksamkeit erregte: William Henry "Bill" Gates tritt als Chef von Microsoft zurück! Gibt er etwa wegen des Kartellrechtsprozesses auf? Wohl nicht: Bei genauerer Betrachtung, so die Autoren Michael Plura und Michael Knüfer, offenbare sich diese Aktion als ein cleverer strategischer Schachzug.

Seit einem Vierteljahrhundert ist der 44-jährige Bill Gates der Chef von Microsoft - wer Microsoft sagt, meint in der Regel Bill Gates und umgekehrt. Gates, der bereits bei seiner Geburt durch ein Geschenk seines Großvaters Millionär wurde und mittlerweile mehr Geld als jemand anderes auf der Welt besitzt, brach sein Studium bereits nach dem ersten Semester ab und gründete mit seinem Schulfreund Paul Allan 1975 (fünf Jahre später stieß Steve Ballmer dazu) das Software-Imperium Microsoft, das von BASIC über DOS und Windows zur marktbeherrschenden Software-Firma wurde.

All dies erreichte Bill Gates nicht etwa durch geniale Programmierkenntnisse - Insider behaupten gar, er habe niemals etwas selbst programmiert (so beispielsweise Robert X. Cringley in seinem Buch "Unternehmen Zufall") -, sondern vor allem durch geschicktes Aneignung fremder Software, noch geschickteres Marketing und eine Menge Glück. Gates hat ein ausgesprochen geschicktes Händchen dafür, die Zeichen der Zeit zu erkennen, die komischerweise bereits vorhandene, passende Software-Lösung auf dem Markt zu entdecken, einzukaufen und dann als eigene Innovation zu verkaufen - sein Erfolg beweist seinen Genius zumindest auf diesem Feld.

Daher darf man den Rückzug vom Chefsessel bei Bill Gates auch keineswegs als das Zugeständnis einer Niederlage betrachten, sondern als Schritt nach vorne in eine noch mächtigere Position... Wie kann das gehen? Die Antwort lautet: Das neue Ziel von Bill Gates' Visionen ist das Internet!

Der Kartellrechtsprozeß nagt spürbar an Bill Gates, er hat dort auch sehr ungeschickt agiert und sich in viele Lügen verwickelt. Die Vermutungen, der Microsoft-Konzern werde in mehrere Einzelteile zerschlagen, wurden dadurch immer wieder genährt. So etwas kann nicht nur einer Partei, sondern auch einem Weltkonzern das Genick brechen, also bewegt sich Bill Gates zuerst einmal aus der unmittelbaren Schußlinie.

Schulfreund Steve Ballmer übernimmt seine Position, einmal, weil Bill Gates ihm absolut vertraut, zum anderen aber, weil Ballmer im Gegensatz zu Gates kein redenschwingender Visionär, sondern vor allem ein knallharter Geschäftsmann ist. Microsoft hat mit dem Kartellamt und der Konkurrenz wie Linux oder jetzt auch durch die kostenlos angebotenen Betriebssysteme Solaris und BeOS nämlich Probleme, die nicht durch Visionen, sondern vielmehr durch Verhandeln und Taktieren zu lösen sind - wenn überhaupt. Die ganze Software-Industrie schwenkt um vom Verkauf der Software auf den Support, und hier scheint Microsoft allen Konkurrenten um einige Jahre hinterherzuhinken! Das erste wichtige Motiv für den Rückzug von Bill Gates ist also, Microsoft mit Ballmers Fähigkeiten vor dem Abrutschen zu bewahren.

Bill Gates bekleidet künftig also "nur noch" den eigens für ihn kreierten Posten als Chef für die Software-Architektur - dies als "Nichtprogrammierer", wohlgemerkt. Und plötzlich macht alles wieder eine Menge Sinn, denn es taucht das Zauberwort "Next-Generation Windows Services" auf, was nichts anderes bedeute als die Abkehr vom Stand-alone-PC hin zur Client-Server-basierten Lösung, also einem zentralen Server mit Anwendungen, die bei Bedarf vom Client heruntergeladen werden können. Diese Lösung stammt aus der Groß-EDV und wird von Sun oder Oracle schon seit Jahren als die Zukunft angepriesen: Oracle versuchte sich mit dem NetPC, Sun bastelt an einem Server-basierten StarOffice, das man anschließend auf Sekundenbasis "mieten" kann - warum wohl sonst hat man Star Division gekauft und verschenkt jetzt StarOffice und sogar Solaris 8?

Wie üblich komme jetzt der geniale Bill Gates und "staube ab". Er werde vermutlich in Kürze wieder eine seiner berüchtigten Visionen verkünden, die vielleicht folgendermaßen lauten könnte: "Ich sehe eine Welt, in der wir uns nicht mehr mit Betriebssystemen und Konfigurationen herumärgern müssen. Es gibt zentrale Server im Internet, die alles bereitstellen. Bei Bedarf laden wir eine Software, die immer den aktuellsten Stand hat, für die Dauer herunter, für die wir sie brauchen ... software at your fingertipp!"

Ballmer übernehme das Rückzugsgefecht von Windows gegenüber Linux und verteidigt MS-Office gegen StarOffice. Bill Gates wiederum verkünde wieder Visionen, revolutioniere die EDV mit einer dreißig Jahre alten "Innovation" und versuche, sich das Internet unter den Nagel zu reißen. Arbeitsteilung a la Microsoft. Denn genau hier findet das Geschäft der Zukunft statt! Egal, ob es sich um Pay-TV, Portal-Services, Web-Hosts-Software, Micropayment oder was auch immer handele - hier will Bill Gates dabei sein!

Damit beweise er wieder einmal das, was ihn groß gemacht hat: den Blick für die Zukunft. Werde aber Microsoft tatsächlich aufgeteilt, dann ist Bill Gates der Chef der Software-Entwicklung für Betriebssysteme ... und somit genau dort, wo er vorher auch war! Ballmer führte dann nur noch die Software- Abteilung für Anwendungs-Software.

Alles in allem für Bill Gates also kein "Rücktritt", sondern wohl eher die ersten Maßnahmen dazu, sich ein noch größeres Stück aus dem EDV-Kuchen herauszubeißen.


Sun Microsystems verschenkt Solaris 8. Sun-Chef McNealy und Microsoft-Boss Bill Gates mögen sich nicht. McNealy scheint sich vorgenommen zu haben, Microsoft den Windows-2000-Start zu vermiesen, denn seit dem 5. März 2000 gibt es das 64-Bit-UNIX Sun Solaris 8 zum Selbstkostenpreis. Solaris 8 ist nicht nur Windows 2000 sondern teilweise auch Linux technisch deutlich überlegen.


BeOS 5 kostenlos. Be Inc. hat angekündigt, die spätestens im März 2000 ausgelieferte Version 5 des Multimedia-Betriebssystem BeOS werde für Privatanwender kostenlos sein. BeOS hat vor allem gegen Linux einen schweren Stand, da es bei vergleichbarer Stabilität weniger Hardware- und Softwareunterstützung bieten kann.


Neue Linux-Browser. Opera legte eine Vorab-Linuxversion seines bekannten Browsers vor. Gut sehe es auch mit Netscape 5.0, bzw. Mozilla aus. Das M14-Release, eine frühe Beta-Version, stehe unmittelbar bevor.


Rückschau: Das Internet. Die Geburtsstunde des Internet liegt schon über 30 Jahre zurück. Und wie so manche andere Dinge geht auch das Internet auf eine militärische Entwicklung zurück.

Das heute weltumspannende Internet erblickte 1969 als "ARPANET" das Licht der Welt. ARPA hieß eine Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums, die "Advanced Research Projects Agency". Ziel war es, ein Kommunikationsnetz zu schaffen, das auch einem Atomangriff standhält. Die klassische Kommunikation lief über eine Direktverbindung zwischen den Partnern. Eine Unterbrechung der Leitung beendete die Kommunikation. Das ARPANET funktionierte nun so, daß die Kommunikation über ein komplexes Netz aus verschiedenen Leitungen und Zwischenstationen läuft. Fällt davon eine aus, übernehmen andere Verbindungen die Übertragung. Damit war quasi die Keimzelle des Internet geboren, denn das Netz funktioniert auch heute noch auf diese dezentrale Weise.

Die ersten Nutzer waren neben dem Militär und bald auch einige Universitäten. Das Netz diente primär zur Informationsübermittlung, und die Universitäten entwickelten sehr bald Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit fremder Rechner für eigene Projekte zu nutzen. Parallel zum ARPANET entstanden weitere Verbundnetze, und bald stand man vor der Aufgabe, verschiedene Netze zur gemeinsamen Nutzung miteinander zu verbinden.

Im Jahre 1973 startete die nun in DARPA (D steht für Defense) umbenannte Abteilung des US-Verteidigungsministeriums ein Projekt, das eine Schnittstelle für die Zusammenführung aller Netze entwickeln sollte. Dieses "Internetting- Project" fand ein Jahr später eine Lösung in Form des "TransmissionControlProtocol/Internet Protocol", kurz TCP/IP. Maßgeblich wurde dieses Protokoll-Paket von Vinton G. Cerf und Robert Kahn entwickelt. Der wesentliche Vorteil von TCP/IP ist die Plattformunabhängigkeit, durch welche die unterschiedlichsten Hardware- und Rechnersysteme genutzt werden können. Die Verbindung zwischen den Netzen wurde über Gateways bewerkstelligt. Dem Militär ist es zu verdanken, daß sich TCP/IP durchsetzte, da es dieses Protokoll einfach für das ARPANET als Standard vorschrieb. Damit war das Fundament für das Internet gelegt, denn es konnten weitere Netze in den Netzwerkverbund eingegliedert werden, ohne daß an den bestehenden Netzen irgendwelche Veränderungen notwendig wurden.

Das eigentliche Internet entstand nach offiziell im Jahre 1983 und zwar interessanterweise nicht durch einen Verbund von Netzwerken, sondern durch eine Teilung. Die Militärführung teilte das ARPANET in einen allgemeinen und einen militärischen Teil auf. Die Bedürfnisse des Verteidigungswesens deckte künftig das MILNET ab, während das ARPANET nun für die Weiterentwicklung von Netzen und Netzverbünden geöffnet wurde.

Jetzt wurde auch privaten Netzwerken der Zugang zum ARPANET gestattet. Konkret handelte es sich dabei um das private CSNET. Diese beiden Netze bildeten zusammen die Grundstruktur des heutigen Internet.

Im Jahre 1986 nahm sich die "National Science Foundation" (NSF) vor, die sechs schnellsten Computersysteme der Vereinigten Staaten miteinander zu vernetzen. Die wichtige Entscheidung dabei war, daß man das TCP/IP als Netzwerkprotokoll nutzte. Somit entstand das NSFNET, das mit seiner Leistungskapazität das erste "Rückgrat" des jungen Internet bildete und daher auch als "Backbone" bezeichnet wurde. Doch die NSF fällte noch einen weiteren, wichtigen Beschluß: Man erlaubte und motivierte die Schaffung von regionalen und lokalen Netzen und förderte deren Eingliederung ins Internet. Auf diesen Zug sprangen wieder zuerst die Universitäten auf, was auch den Absichten NSF entsprach.

Mit der Schaffung und der Eingliederung der Regionalnetze wuchs die zu übertragende Datenmenge rasch an, wodurch bald ein teurer Ausbau der Kapazitäten nötig wurde. Folglich mußten auch Industriepartner mit ins Boot geholt werden. Dies begann mit dem Vertrag, der mit "Michigan Education and Research Infrastructure Triad" (MERIT) geschlossen wurde. MERIT kooperierte mit der Telefongesellschaft MCI und "Big Blue" IBM. Der Vertrag übertrug die Administration des NSFNET auf MERIT.

Verglichen mit der Leistung heutiger Backbones, erscheinen die damaligen 56 KBit/s-Standleitungen des NSFNET etwas schmalbrüstig, was sich in der Praxis auch bestätigte. 1988, als das Verbundnetz im wesentlichen aus 13 Standorten bestand, wurde die Kapazität der Standleitungen auf 1,5 MBit/s erhöht. Die Zahl der eingebundenen Netze wuchs weiter. 1990 wurde das "alte" ARPANET aufgelöst und seine Kapazitäten in die Infrastruktur des Internet integriert. Außerdem schlossen sich noch mehrere Regierungsinstitutionen Netz an.

Im gleichen Jahr gründeten MERIT, MCI und IBM ein Gemeinschaftsunternehmen namens "Advanced Networks and Services" (ANS). ANS sollte den NSFNET-Backbone verwalten und die Transferkapazität auf 45 MBit/s aufstocken. Dies geschah dann Ende 1992 durch Schaffung eines neuen Backbones.

Da die Zahl der kommerziellen Nutzer im Internet wuchs, entstand ein Problem, denn das NSFNET beförderte keinen kommerziellen Datenverkehr. Um diese Klientel bedienen zu können, mußte also ein alternatives System gefunden werden. Administrativ geschah das, indem ANS eine Tochter gründete, technisch durch die Schaffung weiterer Backbones. Das NSFNET hatte damit eine Art Konkurrenz bekommen und beschränkte sich auf seine ursprüngliche Rolle als Plattform für die Verbindung zwischen wissenschaftlicher Forschung und der politischen Verwaltung der USA. Deren Netzwerke sind nach wie vor über NSFNET verbunden.

Ob Breakdance oder Rollerblades, viele Dinge kommen aus den USA zu uns. In Sachen Internet tat sich Europa sehr schwer, denn eine homogene Struktur für ein Backbone-Netz fehlte gänzlich, als das Internet über den großen Teich schwappte. Das lag auch daran, daß Europa aus vielen Einzelstaaten mit eigenen Telefonsystemen und Infrastrukturen besteht. Wo es in Amerika ein halbwegs zentrales Netz gibt, findet man in Europa ein Durcheinander verschiedenster Einzelnetze. 2 MBit/s waren meist das Beste, was diese Infrastrukturen für den Datentransfer zu bieten hatten. Ein weiterer Bremsklotz war, daß viele Telefongesellschaften in Staatsbesitz waren und damit in Sachen Entscheidungs- und Innovationsfreudigkeit oft als Beweis für das Gesetz von der Trägheit der Masse angesehen werden mußten. Auch hier kamen viele Impulse aus dem Bereich der Universitäten. Lange waren nur Studenten in der beneidenswerten Lage, einen Internet-Zugang nutzen zu können. Für Privatanwender lag das Internet noch in weiter Ferne. Die Uni Dortmund startete ein Projekt, das 1985 in der Firma EUnet GmbH mündete, die den ersten Internet-Zugang für kommerzielle Nutzer anbot. Erst Anfang der 90-er Jahre kam richtig Bewegung in die Sache, als immer mehr Unternehmen erkannten, daß sich im Internet ein Zukunftsmarkt auftut. Neue Provider wie AOL kamen auf den Markt, und die damals noch staatliche Deutsche Telekom erschloß das Internet für seine Kunden durch die Schaffung eines Übergangs von T-Online ins globale Netz. Doch nach wie vor ist die Heterogenität der Infrastruktur ein Bremsklotz, denn Daten laufen oft riesige Umwege um den halben Erdball, obwohl das Ziel vielleicht die Nachbargemeinde ist. Mittlerweile arbeiten viele Firmen an der Schaffung eines homogenen europäischen Backbone-Netzes.

Während man sich heute mit der Maus durch Homepages klickt, waren in der Pionierzeit des Internets noch Fingerübungen nötig. Die ersten Dienste wie etwa "Telnet" waren befehlsgesteuerte Terminal-Anwendungen, und die Datenübertragung über das "File Transfer Protokoll" (FTP) ließ sich auch nicht so bequem bedienen wie heute gewohnt.

E-Mail-Systeme und Usenet-Diskussionsforen gab es aber schon von Anfang an. Komfortabler wurde es erst, als 1989 das World Wide Web (kurz WWW) erschien, also das Internet, wie man es heute kennt. Der Ruhm hierfür gebührt diesmal aber nicht die Amerikaner, denn das WWW wurde am europäischen Kernforschungszentrum CERN an der schweizerisch-französischen Grenze erfunden. Tim Berners-Lee hat dieses System ersonnen, damit die am CERN arbeitenden Physiker einfach und bequem an zentral gespeicherte Daten herankamen. Das geschah mit Web-Browsern, die damals noch über die Tastatur bedient wurden. Dabei nutzte man eine ältere, aber bis dahin noch eher selten verwendete, Seitenbeschreitungssprache namens "Hyper Text Markup Language", kurz HTML. Diese wird geladen und weist den Browser dann an, was er wie und wo darzustellen hat. Die Initialzündung, mit der das Browsen im WWW auf der Basis von HTML seinen Siegeszug um die Welt antrat, kam hingegen wieder einmal aus den USA. Das "National Center for Supercomputing Applications", kurz NCSA, stellte zwischen 1993 und 1994 den ersten grafischen Web-Browser namens Mosaic vor. Programmiert wurde er von dem Studenten Marc Andreesen, der später Netscape gründete und aufbaute. Auf einmal wurde die Welt bunt, denn wo im WWW bisher nur Textseiten geladen und gelesen wurden, konnten jetzt auch grafische Elemente und sogar Bilder genutzt werden.

Das heißt, das WWW, das oft fälschlicherweise für das eigentliche Internet gehalten wird, ist gerade einmal sechs Jahre alt. Es hat dem Internet zu einem unvorstellbaren Wachstum verholfen. Natürlich sahen damals viele Firmen, daß hier sehr viel Geld zu holen ist, und beeilten sich, eigene Browser auf den Markt zu werfen, die aber teilweise nicht zu den gängigen Standards kompatibel waren.

Um hier eine zentrale Instanz zu schaffen, die sich um eine Standardisierung bemüht, wurde die Entwicklung und Verwaltung des WWW-Standards vom CERN- Forschungszentrum abgekoppelt und an ein Konsortium namens "W3" übertragen. Dieser Institution gehören neben Forschungseinrichtungen wie das "MIT" in den USA natürlich auch Firmen der Informations-Technologie-Branche an. Ziel ist die Normierung und Weiterentwicklung von HTML, um eine einheitliche Basis für die Nutzung des WWW zu schaffen.


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