Tag der Kinder

Christel Lender

Das Bübchen hält mit Kauen ein

und krault verliebt das kleine Schwein.
Es bettelt: Dieses möcht' ich gern.
Die Mutter lächelt, hält sich fern.


Dann meint sie sanft: Mein liebes Schätzchen, du hast doch schon dein Schmusekätzchen.
Dies Schweinchen ist für alle da.
Schau mal, es grinst! Wie Wunderbar!


Och, schade! mault das Bübelein,
beißt schmollend in den Hot Dog rein.
Dann will es noch die Kälbchen sehen.
Auch bei den Lämmchen bleibt es stehen.


Es plappert, futtert, lacht und herzt,
das kleine Schwein ist schnell verschmerzt,
als die Mama spontan lenkt ein:
Wir geh' n noch zu McDonald' s rein!


Vergessen ist der Streichelzoo,
es muss nur noch mal schnell aufs Klo:
Die doofen Hühner, Puten, Ziegen...
Kann ich gleich den McChicken kriegen?


Es haut hinein, ist ganz geschafft...
Fleisch, das ist ein Stück Lebenskraft!
Sie tut so gut, die Fleischeslust,
verdrängt sie doch ein bisschen Frust!


Die Schlachtfabrik im Niemandsland -
der Tod im Abseits, unbekannt.
Denn Schreie, Panik, Zittern, Sterben
soll' n nicht den Appetit verderben.


Was bei den Kindern ungesagt,
danach wird später kaum gefragt.
Was zwischen Streicheln und dem Braten
geschieht, wird nicht verraten.


Und überhaupt, erst kommen Kinder,
dann Kälbchen, Ferkel, Lämmchen, Rinder.
Der Mensch ist schließlich Herr der Welt,
kann tun und lassen, was ihm gefällt!


Und des Schlachtviehs Todeskampf
stört doch nur den geilen Mampf!
Überall, wie eklig, Blut!
Das tut den Nerven gar nicht gut!


Sträuben, weiße Augenballen,
Geschöpfe in der Fresslust Krallen...
Schon gut! Der Rede kurzer Sinn: Menschenskinder, schaut endlich hin!!!